H: 125 cm, B: 75 cm, T: 50 cm
Material/Technik:Chantilly-Spitze, Seide
Beschreibung zu diesem Beispiel
Lange Zeit waren kostbare und prunkvolle Gewänder dem Adel vorbehalten. Im 19. Jh. verlor der Adel seine Privilegien und das Bürgertum begann zunehmend, seinen Einfluss und seine finanzielle Situation durch luxuriöse Kleidung zu demonstrieren. Das Kleid aus geklöppelter Spitze ist ein anschauliches Beispiel für die Mode am Ende des 19. Jhs. und eine kostbare Handarbeit.
Das Kleid ist modern und steht im deutlichen Kontrast zur Mode Mitte des 19. Jhs.: Anstelle der noch durch Krinoline aufgebauschten Unmengen von Stoff besteht es aus einem schlichten hellen Seidenunterkleid, verziert durch eine zarte und kunstvoll gearbeitete Spitzenhülle. Das neue Schönheitsideal der schlanken Frau wird durch den geraden Schnitt und die kleine Schleppe unterstrichen, welche die Figur noch optisch in die Länge zieht.
Literatur zum Thema Bürgerliche Kleidung
Boehn, Max von: Die Mode. Eine Kulturgeschichte vom Barock bis zum Jugendstil, 3. überarbeitete Auflage, München 1986.
Holenstein, André u. a.: Zweite Haut. Zur Kulturgeschichte der Kleidung, Berner Universitätsschriften, Bern/Stuttgart 2010.
Schütte, Marie: Alte Spitzen. Nadel- und Klöppelspitzen, Bibliothek für Kunst- und Antiquitätenfreunde, Band VI, Braunschweig 1963.
Die Teilnehmer*innen kleiden sich nach einer bestimmten Mode und erfahren damit einen körperlichen und emotionalen Zugang zu einer anderen Kultur.
Ziel der Modenschau ist nicht das Entwerfen stilechter Kostüme. Die Teilnehmer*innen wählen sich ihre Gewandteile aus einem Fundus aus: Welche Kleidungsteile gehören zu einer bestimmten Mode/Tracht, wie werden diese genannt und wie getragen? Dadurch schulen sie historische und kulturelle Kompetenzen. Ergänzend kann die Gruppe mit den Garderoben auch in fremde Rollen schlüpfen, bzw. diese tauschen (Frau-Mann, Kind-Erwachsener u. Ä.).
Die Teilnehmer*innen empfinden beim Verkleiden die Besonderheiten der jeweiligen Moden nach. Besonders interessant ist es hierbei, Veränderungen in der Mode nachzustellen oder ungleiche Kleidung gegenüberzustellen. So können die Teilnehmer*innen beispielsweise mit einfachen Hilfsmitteln wie Draht, Schnüren, Papier und einem großen Stück Stoff eine Krinoline nachbilden und das Tragegefühl und die Erscheinungsform mit einem schlichten gerade geschnittenen Kleid vergleichen. Gut vergleichen lassen sich auch Kleidungsstücke unterschiedlicher gesellschaftlicher Schichten.
Metzenthin, Rosmarie: Schöpferisch Spielen und Bewegen, Zürich 1983, S. 136–141.
Petraschek-Heim, Ingeborg: Die Sprache der Kleidung. Wesen und Wandel von Tracht, Mode, Kostüm und Uniform, Baltmannsweiler 1988, S. 81–83.
Bundesverband Museumspädagogik: Methodensammlung Museen und Kindergärten, 2010, Nr. 32 https://www.museen-und-kindergaerten.de/methodenkartei/alle-methoden-auf-einen-klick/
Ein innerer Monolog ist ein Selbstgespräch, in dem Gedanken und Gefühle einer Figur schriftlich ausgestaltet werden.
Der innere Monolog wird in der Ich-Form und im Präsens geschrieben. Ohne große Einleitung begibt sich der*die Schreibende in die fiktive Geschichte der Figur und bringt deren Gedanken in loser, freier Abfolge, auch mit Einwortsätzen und Ausrufewörtern, zu Papier. Im Sinne des Perspektivwechsels kann der Text auch zu einem Gegenstand geschrieben werden. Eine Variante ist der „Tagebucheintrag“.
In Gruppenarbeit können innere Monologe zu verschiedenen Teilen eines Exponats entstehen. Nach dem Schreiben lesen sich die Teilnehmer*innen den die Texte gegenseitig vor.
Zu Beginn erhalten die Teilnehmer*innen – soweit bekannt – Informationen zur Person, die das Kleid getragen hat. Anschließend sammeln sie gemeinsam interessante Fragestellungen für den Inneren Monolog. (z. B.: Zu welchem Anlass wird das Kleid getragen? Wie fühlt es sich an, das Kleidungsstück zu tragen? Was sind die Besonderheiten? Sind mit dem Kleidungsstück Gefühle verbunden?)
Intensiver und unmittelbarer wird der Monolog, wenn er im Präsens formuliert wird. Der Monolog kann wie ein Hörspiel präsentiert werden, indem die Teilnehmer*innen vor dem Exponat stehen, der*die Vortragende dahinter.
Ruf, Oliver: Kreatives Schreiben, Tübingen 2016, S.159–175.
Vogt, Jochen: Aspekte erzählender Prosa. Eine Einführung in Erzähltechnik und Romantheorie, 11. aktual. Aufl., Stuttgart 2008, S. 181–194.
http://www.buecher-wiki.de/index.php/BuecherWiki/Erzaehlperspektive
https://amor.cms.hu-berlin.de/~h2816i3x/Lehre/2006_VL_Text/VL_Text_07_Erzaehler.pdf
Die Teilnehmer*innen schlüpfen in die Rollen zweier Parteien mit unterschiedlichen Ansichten und tauschen in einem Streitgespräch Argumente zu einem Exponat aus.
Sie formieren sich in zwei Gruppen. Die beiden Gruppen schlüpfen in die Rollen zweier gegensätzlicher Positionen – beispielsweise zweier zum Exponat passender Berufsgruppen: Galerist/in contra Kunstkritiker*in, Forscher*in contra Investor/in, ... Beide Gruppen sammeln zunächst in der Auseinandersetzung mit dem Exponat Argumente, die das Pro bzw. Contra verdeutlichen sollen. Sind die Gruppen fertig, geht es im Ping-Pong-Verfahren in die Diskussion, die der*die Vermittler*in moderiert.
Für ein Streitgespräch zum Exponat „Bürgerliche Kleidung“ eignen sich die Rollen: der*die Modeschöpfer*in des Exponates und ein*e Modeschöpfer*in der vorangegangenen Mode, ein*e Textilarbeiter*in und ein*e Modeschöpfer*in oder Mutter und Tochter.
Streitgespräch, in: http://www.sn.schule.de/~sud/methodenkompendium/module/2/1_2.htm
Materialproben ermöglichen es, Materialeigenschaften eines Exponats zu erkunden.
Die Proben machen das Exponat erfahrbar, da in der Regel aus konservatorischen Gründen Museumsobjekte nicht berührt werden dürfen. Erhalten die Teilnehmer*innen Materialproben in die Hand, erleben sie haptisch Materialeigenschaften wie Oberflächenstruktur, Härte, Form, Gewicht oder auch Klang eines Materials. Der Einsatz von mehreren Materialproben ist sinnvoll, um im Vergleich besondere Eigenschaften und Unterschiede noch deutlicher zu erkennen. Auch bildlich dargestellte Materialien werden durch reale Materialproben „begreifbar“.
Materialproben zur Erschließung von Kleidung einzusetzen ist sehr naheliegend. Manche Materialeigenschaften, wie z. B. raschelnde Unterröcke, können auch erst so erschlossen werden. Die Materialproben zum Exponat können angefasst, selbst weiterverarbeitet oder auch selbst hergestellt werden (z. B. Spitze klöppeln, Stickmuster erstellen, weben). Auf diesem Weg können Besonderheiten in der Herstellung rekonstruiert werden. Dazu bekommen die Teilnehmer*innen eine Vorstellung von Materialität, Tragegefühl und Beschaffenheit des Exponats.
Busse, Klaus-Peter: Bildumgangsspiele: Kunst unterrichten, Dortmund 2004, S. 87.
Seitz, Rudolf: Phantasie & Kreativität. Ein Spiel-, Nachdenk- und Anregungsbuch, München 1998, S. 56.
Bezirk Oberfranken (Hg.): Musbi. Museum bildet. Methodenkärtchen, Bayreuth 2014.
Bundesverband Museumspädagogik: Methodensammlung Museen und Kindergärten, 2010, Nr. 37, 47, 66, https://www.museen-und-kindergaerten.de/methodenkartei/alle-methoden-auf-einen-klick/