H: 96,5 cm, B: 41 cm, T: 43 cm
Material/Technik:Bugholz (Buche), Peddigrohr-Geflecht, Bierlasur
Beschreibung zu diesem Beispiel
Der Stuhl Nr. 14 von Michael Thonet gehört zu den erfolgreichsten industriell hergestellten Massenprodukten. Ab ca. 1869 produziert, wurde er bis 1930 50 Millionen Mal verkauft und ist auch heute noch in einer leicht veränderten Form erhältlich.
Als gelernter Schreiner verfügte Michael Thonet (Boppard 1796–Wien 1871) über fundierte Material- und Konstruktionskenntnisse. Experimente in den 1830er-Jahren führten ihn über das Verformen von Schichtholz zum Bugholzverfahren mit Vollholz, eine Innovation in der Holztechnik, die zudem eine neue Formgebung ermöglichte. Stuhl Nr. 14 zeigt die gestalterisch überzeugende und kostengünstige Reduktion in Material und Konstruktion: Nur mehr sechs Teile werden mit Schrauben anstelle handwerklich angefertigter Holzverbindungen zusammengefügt. Michael Thonet hat zudem neue Maßstäbe im Bereich Werbung und Vertrieb gesetzt.
Dunas, Peter/Schwartz-Clauss, Mathias/Rhode, Petra: 100 Masterpieces from the Vitra Design Museum Collection, Weil am Rhein 1995, S. 24.
Godau, Marion: Produktdesign. Eine Einführung mit Beispielen aus der Praxis, Basel 2003.
Hoyer, Eva-Maria (Hg.): Sitzen, Liegen, Schaukeln. Möbel von Thonet, Bielefeld 2014.
Morteo, Enrico: Design-Atlas. Von 1850 bis heute, 3. Aufl., Köln 2013, S. 28 f.
Thillmann, Wolfgang: Perfektes Design. Thonet Nr. 14, Bielefeld 2015.
Passende IMPULSE anzeigen
Beim Vergleich werden die Teilnehmer*innen auf Unterschiede oder Ähnlichkeiten aufmerksam.
Ohne Vorwissen können sie aus ihrer Wahrnehmung heraus zu den wichtigsten Erkenntnissen kommen. Dabei schult der Vergleich die Differenzierung der Wahrnehmung. Je nach Art des Vergleichs fokussiert er die Aufmerksamkeit auf Unterschiede oder Ähnlichkeiten. Je ähnlicher sich die Vergleichsobjekte im Museum sind, desto mehr „Feinheiten“ entdecken die Teilnehmer*innen.
Es bieten sich zwei Möglichkeiten an: zum einen der Vergleich von Originalen, zum anderen der Vergleich von Originalen und Reproduktionen.
Der Vergleich verschiedener Stühle ermöglicht es, Gemeinsamkeiten und Unterschiede hinsichtlich Gestaltung, Material, Technik, Nachhaltigkeit, handwerklicher oder industrieller Produktionsweise gut zu erkennen. Um Gemeinsamkeiten und Unterschiede deutlich zu machen, bietet es sich an, Stühle unterschiedlicher Epochen zu vergleichen – beispielsweise einen Bugholzstuhl von Thonet mit Stahlrohrmöbeln aus der Bauhauszeit.
Czech, Alfred/Kirmeier, Josef/Sgoff, Brigitte (Hg.): Museumspädagogik - Ein Handbuch. Grundlagen und Hilfen für die Praxis, Schwalbach/Ts. 2014, S. 204.
Materialproben ermöglichen es, Materialeigenschaften eines Exponats zu erkunden.
Die Proben machen das Exponat erfahrbar, da in der Regel aus konservatorischen Gründen Museumsobjekte nicht berührt werden dürfen. Erhalten die Teilnehmer*innen Materialproben in die Hand, erleben sie haptisch Materialeigenschaften wie Oberflächenstruktur, Härte, Form, Gewicht oder auch Klang eines Materials. Der Einsatz von mehreren Materialproben ist sinnvoll, um im Vergleich besondere Eigenschaften und Unterschiede noch deutlicher zu erkennen. Auch bildlich dargestellte Materialien werden durch reale Materialproben „begreifbar“.
Anhand mehrerer Materialproben testen die Teilnehmer*innen charakteristische Eigenschaften der Materialien, die für die Herstellung oder die Funktion eines Stuhls von Bedeutung sind: verschiedene Holzarten, Metalle und Kunststoffe, deren Oberflächenbearbeitung, Verbindungs- oder Herstellungstechniken.
Bei Holzstühlen eignen sich zum Beispiel Materialproben gleicher Abmessung, um das unterschiedliche Gewicht und somit die Holzhärte zu bestimmen. Geschreinerte Holzverbindungen, die die Teilnehmender*innen selbst zusammenstecken können, veranschaulichen handwerkliche Techniken.
Busse, Klaus-Peter: Bildumgangsspiele: Kunst unterrichten, Dortmund 2004, S. 87.
Seitz, Rudolf: Phantasie & Kreativität. Ein Spiel-, Nachdenk- und Anregungsbuch, München 1998, S. 56.
Bezirk Oberfranken (Hg.): Musbi. Museum bildet. Methodenkärtchen, Bayreuth 2014.
Bundesverband Museumspädagogik: Methodensammlung Museen und Kindergärten, 2010, Nr. 37, 47, 66, https://www.museen-und-kindergaerten.de/methodenkartei/alle-methoden-auf-einen-klick/
Nachbilden meint das Abzeichnen oder Rekonstruieren eines Exponats in seiner Gesamtheit auf kreativ-gestalterische Weise. Sie kann jedoch auch nur auf ein Detail gerichtet sein.
Nachbildungen zielen darauf ab, dem Originalobjekt möglichst nahezukommen. Die Teilnehmer*innen können sich beispielsweise in ein Exponat einfühlen, indem sie Kompositionslinien in Kopien einzeichnen oder eine plastische Nachbildung aus Ton oder anderen Materialien kreativ gestalten. Weitere Möglichkeiten des Nachbildens sind lebende Bilder, Kostümierungen und davon Fotografien, Videoaufnahmen und Schnellskizzen. Nachgebildet werden kann auch der Raum, dessen Grundriss mit den Positionen von Figuren oder Objekten geklärt werden kann.
In Skizzen oder detaillierten Zeichnungen halten die Teilnehmer*innen die Gestaltung des Stuhls fest. Der Fokus der Zeichenaufgabe kann auch auf einem Detail, z. B. der Füllung der Rückenlehne, liegen. Eine dreidimensionale Rekonstruktion gelingt mit Papierdraht (Stahlrohr- und Bugholzstühle), Papierstreifen (Schichtholz- und Metallstühle) oder Knete (skulpturale Kunststoffstühle).
Czech, Alfred: Geschichte in Kunst dechiffrieren. Bilder der Wirklichkeit - Wirklichkeit der Bilder, in: GWU 68 (2017), 1–2, S. 75–87, hier S. 85.
Kirschenmann, Johannes/Schulz, Frank: Bilder erleben und verstehen. Einführung in die Kunstrezeption, Leipzig 1999, S. 45–47, hier S. 46.
Konstruktion meint das kreative zwei- oder dreidimensionale Gestalten ausgehend von einem Exponat.
Anders als die Rekonstruktion, das Nachgestalten eines Exponats, zielt die Konstruktion auf das eigene kreative Gestalten ab. Die Auseinandersetzung mit dem Exponat und Erfahrungen, die hierbei gemacht werden, werden kreativ umgesetzt und das Verständnis auf diese Weise vertieft.
Als vorbereitende Methode erhalten die Teilnehmer*innen einen Gestaltungsauftrag bevor sie das Objekt sehen, sammeln dabei selbst gestalterische Erfahrungen und vergleichen dann die eigenen zwei- oder dreidimensionalen Entwürfe mit dem Exponat. Es eignen sich besonders Materialien, die einfach zu handhaben sind.
Zeichnerisch oder dreidimensional mit Papierdraht, Papierstreifen oder Knete erfinden die Teilnehmer*innen eigene Gestaltungen entweder für ein Detail, z. B. die Füllung der Rückenlehne, oder für neue Stühle.
Busse, Klaus-Peter: Lernbox Kunst. Das Methodenbuch, Seelze 2002, S. 82.
Busse, Klaus-Peter: Bildumgangsspiele: Kunst unterrichten, Dortmund 2004, S. 87.
Reich, Kersten: Konstruktivistische Didaktik. Lehr- und Studienbuch mit Methodenpool, 4. Aufl., Weinheim und Basel 2008, S. 138 f.
Kohl, Mary-Ann F.: Die Kunst-Ideen-Kiste für Kinder. Kreativ experimentieren mit neuen Techniken, Mülheim an der Ruhr 2005, S. 96 f., 134.
Bezirk Oberfranken (Hg.): Musbi. Museum bildet. Methodenkärtchen, Bayreuth 2014.
Bundesverband Museumspädagogik: Methodensammlung Museen und Kindergärten, 2010, Nr. 17, 39, 46, https://www.museen-und-kindergaerten.de/methodenkartei/alle-methoden-auf-einen-klick/
Die Teilnehmer*innen erhalten Karten mit weiterführenden Informationen, die sie in einen kritischen Zusammenhang mit dem Exponat stellen.
Sie versuchen die Informationen auf der Karte mündlich oder schriftlich auf das Exponat zu beziehen. Möglich wären Hintergrundinformationen zu Materialeigenschaften, Zeitgenossen, Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) sowie zu geschichtlichen, politischen und sozialen Verhältnissen. Auf diese Weise betrachten die Teilnehmer*innen eigenständig das Exponat in einem neuen Zusammenhang. Gemeinsam mit dem/der Vermittler*in werden diese dann diskutiert.
Eine Infokarte zu den 17 Zielen für eine nachhaltige Entwicklung (SDGs) der Agenda 2030 bietet Anregung, sich über den Aspekt Nachhaltigkeit auszutauschen. Mit welchen der 17 Ziele bringen die Teilnehmender*innen den Stuhl vorrangig in Verbindung (z. B. Ziel 12, Nachhaltige/r Konsum und Produktion)? Welche anderen Ziele werden ebenfalls berührt (z. B. Ziel 13, Maßnahmen zum Klimaschutz)? Welche stehen in Konflikt (z. B. Ziel 8, Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum)? Die Methode Infokarte lädt zur Diskussion über das aktuelle Thema nachhaltige Entwicklung ein.
Dreykorn, Monika: Methoden im Museum, in: Wagner, Ernst/Dreykorn, Monika (Hg.): Museum, Schule, Bildung: Aktuelle Diskurse, innovative Modelle, erprobte Methoden, München 2007, S. 169–179.