H: 335 cm, B: 805 cm
Material/Technik:Wirkteppich aus Wolle, Seide und Seide mit Lahn umwickelt
Beschreibung zu diesem Beispiel
Der monumentale, detailreiche Wandteppich befand sich bis 1942 auf Schloss Mespelbrunn, dem Stammsitz der Familie Echter, bevor er an den bayerischen Staat verkauft wurde. Er ist ein eindrückliches Zeugnis für die Selbstdarstellung der aus dem Niederadel stammenden Familie. Julius Echter ist zu seiner Zeit einer der bedeutendsten Würzburger Fürstbischöfe (1573–1617). Gezeigt werden Peter III. Echter und seine Frau Gertrud in einem Garten, flankiert von ihren fünf Söhnen und vier Töchtern. Banderolen weisen bei jeder Figur auf den Namen und das Alter hin. In den Gartenpforten am linken bzw. rechten Bildrand sind zwei Dienstboten dargestellt. Die obere Hälfte des Teppichs nimmt eine Reihe von Wappenbildern früherer Generationen ein. Dem Vater ist der Sinnspruch zugeordnet: „Liebe Kinder das ist mein Gebot – meidet Schand und fürchtet Gott.“ Am oberen Rand ist die Heilige Dreifaltigkeit dargestellt.
Literatur zum Thema Wandbehang
Bünz, Enno: Wandteppich aus Schloss Mespelbrunn (sog. „Echterteppich“), in: Dombrowski, Damian/Maier, Markus Josef /Müller, Fabian (Hg.): Julius Echter. Patron der Künste. Konturen eines Fürsten und Bischofs der Renaissance, Würzburg 2017, S. 42 f.
Bünz, Enno: Der Echter'sche Familienteppich aus Mespelbrunn von 1567. Ein Zeugnis adeliger Selbstdarstellung in der Frühen Neuzeit, in: Weiß, Wolfgang (Hg.): Fürstbischof Julius Echter – verehrt, verflucht, verkannt, Würzburg 2017, S. 231–254.
Die Teilnehmer*innen erhalten Karten, auf die ausgewählte Substantive, Verben oder Adjektive geschrieben sind, die zum Exponat oder Thema passen.
Damit formulieren sie einen vollständigen Satz mit Bezug zum Exponat. Hierdurch werden die Teilnehmer*innen auf Details aufmerksam und lenken zugleich den Blick der übrigen Gruppenmitglieder. Je nach Wortart können Gegenstände, Eigenschaften,Tätigkeiten oder Emotionen für die Betrachter*innen erschlossen werden. Auch beim Spracherwerb im Museum dienen Wortkarten der sprachlichen Vertiefung des Gesehenen und Erlebten.
Wandteppiche zeichnen sich oft durch Detailreichtum aus. Die Bildmotive reichen von Porträt- und Familiendarstellungen über die Abbildung historischer, biblischer oder mythologischer Geschehnisse. Um die Aufmerksamkeit der Teilnehmer*innen auf bestimmte Details, z. B. besondere Gegenstände oder bestimmte Figuren, auf dargestellte Emotionen, Handlungen oder Symbole zu lenken, teilt der*die Vermittler*in Wortkarten aus, zu denen die Teilnehmer*innen Bezüge in der Tapisserie finden sollen. Anschließend formulieren sie einen passenden Satz und erschließen das Objekt über persönliche Eindrücke.
Bertscheid, Ralf: Bilder werden Erlebnisse. Mitreißende Methoden zur aktiven Bildbetrachtung in Schule und Museum. Mülheim an der Ruhr 2001, S. 51.
Beim Sinne-Check werden mehrere Methoden vermischt, um alle fünf Sinne – sehen, hören, riechen, schmecken, fühlen – anzusprechen.
Die Vermittler*innen animieren die Teilnehmer*innen zu formulieren, welche Empfindungen der Anblick eines Museumsobjekts auf anderen Sinneskanälen hervorruft: Geräusche, Geschmacksempfindungen, Gerüche und Tastreize. Oft arbeitet die synästhetische Vermittlung auch mit realen Sinneseindrücken. Die Teilnehmer*innen bekommen vor einem Objekt etwas zu hören, zu schmecken, zu riechen und zu fühlen (MP3-Player, Kostproben, Riechfläschchen, Fühlboxen). Diese sinnlichen Reize werden an das Objekt herangetragen und damit verglichen.
Die zweidimensional dargestellte Bilderwelt einer Tapisserie bietet vielfältige Anknüpfungspunkte an das sinnliche Empfinden der Teilnehmer*innen. Diese werden dazu angeregt, beim Betrachten des Wandbehangs Töne oder Geräusche, Geschmacksempfindungen, Gerüche und Tastreize zu beschreiben, die sie mit dem Abgebildeten assoziieren. Das können beispielsweise das Plätschern des Brunnens, Tiergeräusche, die Weichheit eines Bekleidungsstoffes, der Geruch des Gartens o. Ä. sein. Reale Sinneseindrücke wie Material- und Geruchsproben oder Toneinspielungen können den Zugang zum Objekt noch erleichtern.
Dreykorn, Monika: Methoden im Museum, in: Wagner, Ernst/Dreykorn, Monika (Hg.): Museum, Schule, Bildung: Aktuelle Diskurse, innovative Modelle, erprobte Methoden, München 2007, S. 169–179, hier: S. 171.
Bundesverband Museumspädagogik: Methodensammlung Museen und Kindergärten, 2010, Nr. 4, 11, 19, 20, 22, 28, 34, 65, https://www.museen-und-kindergaerten.de/methodenkartei/alle-methoden-auf-einen-klick/
Diese Methode lenkt die Aufmerksamkeit auf Details und Ausschnitte.
Die Teilnehmer*innen schauen durch einen Rahmen, eine Papierröhre oder ein mit der Hand simuliertes Fernrohr, um Einzelheiten zu fokussieren. Dadurch „haken“ die Besucher*innen ein Ausstellungsobjekt nicht mit einem Blick ab. Die Methode verlängert die Aufmerksamkeit, indem sie ein Exponat durch Bildausschnitte in viele „Blicke“ zerlegt. Die Fragmentierung löst die Selbstverständlichkeit eines Objekts auf.
Wandbehänge sind in der Regel sehr detailreich gestaltet und laden geradezu dazu ein, die einzelnen Figuren, Gegenstände, Motive und ggfs. Aufschriften zu entdecken und zu entschlüsseln. Indem durch das Fernrohr der Blick der Teilnehmer*innen immer nur auf einen kleinen Ausschnitt gelenkt wird, gelangen die Besucher*innen zu einer Wertschätzung der Einzelheiten und der Wirk- und Webkunst der jeweiligen Werkstatt. Durch die Fokussierung ergeben sich andere Perspektiven auf das Gesamtwerk. Die Methode ermöglicht die gründliche Auseinandersetzung mit der Tapisserie.
Dreykorn, Monika: Methoden im Museum, in: Wagner, Ernst/Dreykorn, Monika (Hg.): Museum, Schule, Bildung: Aktuelle Diskurse, innovative Modelle, erprobte Methoden, München 2007, S. 169–179, hier: S. 170.
Bundesverband Museumspädagogik: Methodensammlung Museen und Kindergärten, 2010, Nr. 24, 25, 44, https://www.museen-und-kindergaerten.de/methodenkartei/alle-methoden-auf-einen-klick/
Konstruktion meint das kreative zwei- oder dreidimensionale Gestalten ausgehend von einem Exponat.
Anders als die Rekonstruktion, das Nachgestalten eines Exponats, zielt die Konstruktion auf das eigene kreative Gestalten ab. Die Auseinandersetzung mit dem Exponat und Erfahrungen, die hierbei gemacht werden, werden kreativ umgesetzt und das Verständnis auf diese Weise vertieft.
Als vorbereitende Methode erhalten die Teilnehmer*innen einen Gestaltungsauftrag bevor sie das Objekt sehen, sammeln dabei selbst gestalterische Erfahrungen und vergleichen dann die eigenen zwei- oder dreidimensionalen Entwürfe mit dem Exponat. Es eignen sich besonders Materialien, die einfach zu handhaben sind.
Wandbehänge hatten im Mittelalter und in der frühen Neuzeit nicht nur die Funktion der Raumausstattung, sondern dienten auch repräsentativen Zwecken. Sie sollten mit ihrer bildlichen Darstellung auch moralisierend oder erzieherisch wirken.
Die Teilnehmer*innen werden vor der Betrachtung der Tapisserie angeregt, selbst einen Wandschmuck für ihr Zimmer, ihre Wohnung oder Haus zu gestalten. Die Gestaltungsaufgabe sollte einen engen inhaltlichen Bezug zum Exponat haben. Zum Beispiel könnte man, mit dem Handy ein Familienfoto zur Vergrößerung als Wandbild erstellen.
Busse, Klaus-Peter: Lernbox Kunst. Das Methodenbuch, Seelze 2002, S. 82.
Busse, Klaus-Peter: Bildumgangsspiele: Kunst unterrichten, Dortmund 2004, S. 87.
Reich, Kersten: Konstruktivistische Didaktik. Lehr- und Studienbuch mit Methodenpool, 4. Aufl., Weinheim und Basel 2008, S. 138 f.
Kohl, Mary-Ann F.: Die Kunst-Ideen-Kiste für Kinder. Kreativ experimentieren mit neuen Techniken, Mülheim an der Ruhr 2005, S. 96 f., 134.
Bezirk Oberfranken (Hg.): Musbi. Museum bildet. Methodenkärtchen, Bayreuth 2014.
Bundesverband Museumspädagogik: Methodensammlung Museen und Kindergärten, 2010, Nr. 17, 39, 46, https://www.museen-und-kindergaerten.de/methodenkartei/alle-methoden-auf-einen-klick/