H: 13 cm
Material/Technik:Goldfiligran, Email, Perle, Edelsteine, Messing, Glas
Beschreibung zu diesem Beispiel
Beim Jakobus-Fingerreliquiar aus dem 12./13. Jh. handelt es sich um ein sogenanntes „Sprechendes Reliquiar“. Sprechende Reliquiare sind in Form menschlicher Körperteile gefertigt und lassen auf ihren Inhalt schließen. Dabei ist die Fingerform eher selten. Mit seinen 13 cm Höhe ist dieser Finger vergrößert dargestellt. Die Frontalansicht ist mit gefassten Edelsteinen verziert. Sie sind in ein zartes Goldfiligran integriert. Durch ein eingearbeitetes Türchen kann die sonst im Inneren verborgene Reliquie betrachtet werden. Dies diente als Nachweis der Echtheit und sollte einer früher häufigen Reliquienfälschung entgegenwirken. Darunter sind eine Perle und ein Heiligenbild als Zellenschmelz angebracht. Die Inschrift „J S“ identifiziert die Büste als Heiligen Jakobus (Jakobus Sanctus). Die stilistischen Merkmale lassen an eine Herstellung in Venedig denken.
Braun, Joseph: Die Reliquiare des christlichen Kultes und ihre Entwicklung, Freiburg 1940, S. 15–677.
Grimme, Ernst Günther: Goldschmiedekunst im Mittelalter. Form und Bedeutung des Reliquiars von 800 bis 1500, Köln 1972, S. 26–30.
Materialproben ermöglichen es, Materialeigenschaften eines Exponats zu erkunden.
Die Proben machen das Exponat erfahrbar, da in der Regel aus konservatorischen Gründen Museumsobjekte nicht berührt werden dürfen. Erhalten die Teilnehmer*innen Materialproben in die Hand, erleben sie haptisch Materialeigenschaften wie Oberflächenstruktur, Härte, Form, Gewicht oder auch Klang eines Materials. Der Einsatz von mehreren Materialproben ist sinnvoll, um im Vergleich besondere Eigenschaften und Unterschiede noch deutlicher zu erkennen. Auch bildlich dargestellte Materialien werden durch reale Materialproben „begreifbar“.
Materialproben ermöglichen eine niederschwellige erste Begegnung mit liturgischem Gerät. Die edlen Materialien (wie z. B: Mineralien, Metalle, Perlen, Schildpatt und Email) sprechen ein breites Publikum an. Als Rohform oder halbfertige Erzeugnisse illustrieren sie nicht nur den Herstellungsprozess. Sie anzufassen generiert ein emotionales, wertschätzendes Moment. Anhand der Proben werden
Vorkommen, Symbolwert und Eigenschaften der Materialien erklärt.
Busse, Klaus-Peter: Bildumgangsspiele: Kunst unterrichten, Dortmund 2004, S. 87.
Seitz, Rudolf: Phantasie & Kreativität. Ein Spiel-, Nachdenk- und Anregungsbuch, München 1998, S. 56.
Bezirk Oberfranken (Hg.): Musbi. Museum bildet. Methodenkärtchen, Bayreuth 2014.
Bundesverband Museumspädagogik: Methodensammlung Museen und Kindergärten, 2010, Nr. 37, 47, 66, https://www.museen-und-kindergaerten.de/methodenkartei/alle-methoden-auf-einen-klick/
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Über Bild- und Kartenmaterial lokalisieren die Teilnehmer*innen den ursprünglichen Standort des Exponats.
Mit Kartenmaterial, Globus und Fotografien werden Fragen beantwortet, wie: Wo kommt das Exponat her? Welche politischen und wirtschaftlichen Zustände herrschen dort? Wie sind das Klima und der Lebensraum am ursprünglichen Standort und wie ist das Exponat zu uns gekommen?
So wird das Exponat in seinen geografischen, ökologischen, historischen, politischen und wirtschaftlichen Zusammenhang gestellt.
Die Karten können auch selbst z. B. auf Stoff oder als Puzzleteile gestaltet werden.
Die internationalen Bezüge von Reliquiaren lassen sich mit Fotos und Kartenmaterial lokalisieren. Punkte auf einer Weltkarte machen Raum sowie Zeit und damit die Kostbarkeit der Unikate greifbar. Denn Handelsrouten zu Land oder Wasser, Handwerkszentren und schließlich Auftraggeber*in und Endkunde/Endkundin waren über die ganze Welt verstreut.
Diercke Weltatlas, Braunschweig 2015.
Rendgen, Sandra/Wiedemann, Julius: Understanding the World. The Atlas of Infographics, Köln 2014.
Meyers Großes Länderlexikon. Alle Länder der Erde kennen - erleben - verstehen, 2. Aufl., Berlin 2008.
Der Zeitstrahl ist eine räumlich-anschauliche Darstellung abstrakter historischer Zeitverläufe.
Auf einer meist waagerechten Geraden werden Jahreszahlen eingetragen. Historische Zeiträume von besonderem Interesse können markiert und wichtige Ereignisse hervorgehoben werden. Texte, Bilder oder Karten erläutern die Darstellung zusätzlich. Neben dem chronologischen Ansatz bietet die Methode die Möglichkeit einen Bezug zur Familiengeschichte der Teilnehmer*innen herzustellen, indem sie eigene Lebensdaten und die ihrer Angehörigen einbringen. Persönliche und allgemeine Geschichte werden so verknüpft.
Als Zeitstrahl eignet sich ein am Boden liegendes Seil. Er erlaubt einen flexibel zu gestaltenden Überblick über Zusammenhänge im chronologischen Ablauf. Mit Jahreszahlen und Definitionen theologischer Begriffe beschriftet, können Textkarten mit religiösen Informationen (Riten, Heilige) als ein Ereignisstrang neben Karten mit kulturellen (Regionen), sozialen (Alltag) oder historischen (Kirchengeschichte) Informationen ausgelegt werden. Ursprünge und Wandel werden so sichtbar. Die Teilnehmer*innen fügen, teils auf Veranlassung des Vermittlers/der Vermittlerin neue Begriffe hinzu.
Bundesverband Museumspädagogik: Methodensammlung Museen und Kindergärten, 2010, Nr. 73, https://www.museen-und-kindergaerten.de/methodenkartei/alle-methoden-auf-einen-klick/
Sauer, Michael: Zeitleiste, in: Mayer, Ulrich u. a. (Hg.): Wörterbuch Geschichtsdidaktik, 2. überarb. und erw. Aufl., Schwallbach/Ts. 2009, S. 201 f.
Sauer, Michael: Die Zeitleiste, in: Pandel, Hans-Jürgen/Schneider, Gerhard (Hg.): Handbuch Medien im Geschichtsunterricht. Schwalbach/Ts. 2007, S. 197–210.
Diese Methode lenkt die Aufmerksamkeit auf Details und Ausschnitte.
Die Teilnehmer*innen schauen durch einen Rahmen, eine Papierröhre oder ein mit der Hand simuliertes Fernrohr, um Einzelheiten zu fokussieren. Dadurch „haken“ die Besucher*innen ein Ausstellungsobjekt nicht mit einem Blick ab. Die Methode verlängert die Aufmerksamkeit, indem sie ein Exponat durch Bildausschnitte in viele „Blicke“ zerlegt. Die Fragmentierung löst die Selbstverständlichkeit eines Objekts auf.
Um Verborgenes aufzudecken, ist das schrittweise Besprechen von Ausschnitten hilfreich. Durch Vergrößerungsgläser erkennen die Teilnehmer*innen auch feinste Details. Dabei ist es sinnvoll, systematisch vorzugehen. Sichtachsen offenbaren Bezüge, Symbolcharakter, Machart, schließlich den Zusammenhang von Form und Funktion. Auch frühere Änderungen sind so erkennbar.
Dreykorn, Monika: Methoden im Museum, in: Wagner, Ernst/Dreykorn, Monika (Hg.): Museum, Schule, Bildung: Aktuelle Diskurse, innovative Modelle, erprobte Methoden, München 2007, S. 169–179, hier: S. 170.
Bundesverband Museumspädagogik: Methodensammlung Museen und Kindergärten, 2010, Nr. 24, 25, 44, https://www.museen-und-kindergaerten.de/methodenkartei/alle-methoden-auf-einen-klick/