H Abschluss: 10,5 cm
Material/Technik:Glas, Email, Silber, Silberfiligran
Beschreibung zu diesem Beispiel
Der große Rosenkranz aus dem 19. Jh. umfasst fünf Gesätze mit je zehn kleinen Glasperlen, die mit Silberfiligranblättchen beidseitig eingefasst sind. Unterbrochen werden sie von je einer größeren Paternosterkugel für das „Vaterunser“. Ein Credokreuz und ein Emailkreuz, jeweils mit Silberfiligran, schließen den Rosenkranz ab.
Gebetet wird rundherum, beginnend vom Kreuz (Kreuzzeichen) zum Credokreuz (Glaubensbekenntnis) über die Tugendkugeln (Glaube, Hoffnung, Liebe), über die Paternosterkugeln (Vaterunser) hin zu den Avekugeln (Ave Maria) mit überlieferten Gebetszusätzen zu Maria und Jesus.
Mit insgesamt 17 Anhängern ist der Rosenkranz prächtig ausgestattet. Medaillons zeigen etwa die Madonna, Engel oder Heilige und enthalten zwei Reliquienanhänger. Sie sind optional und für den Gebetsablauf nicht wesentlich, ermöglichen aber Rückschlüsse auf die Provenienz.
Literatur zum Thema Rosenkranz
Brauneck, Manfred: Religiöse Volkskunst, Köln 1979, S. 1–111.
Sajak, Clauß Peter: Kippa, Kelch, Koran. Interreligiöses Lernen mit Zeugnissen der Weltreligionen. Ein Praxisbuch, München 2011, S. 82–100.
Schlee, Ernst: Die Volkskunst in Deutschland. Ausstrahlung, Vorlagen, Quellen, München 1987, S. 211–244.
Ein Bild wird von einer Person beschrieben und von einer anderen Person auf dieser Grundlage nachgezeichnet.
Geeignete Vorlagen für das Bilddiktat sind Gemälde, Fotografien, Objekte oder Abbildungen, die nicht zu einfach, aber auch nicht zu komplex und detailreich sind.
Der*die Vermittler*in oder eine*r der Teilnehmer*innen bereiten einen beschreibenden Text vor, der sowohl Details benennen (z. B. „eine grüne kreisrunde Form“) wie auch subjektive Beschreibungen beinhalten kann (z. B. „grafische Formen, die wirken, als würden sie tanzen“). Dabei ist darauf zu achten, dass die Reihenfolge der Informationen das Nachzeichnen erleichtert! Die Teilnehmer*innen zeichnen das in ihrem Kopf entstandene Bild nach.
Das Bilddiktat lenkt die Aufmerksamkeit unmittelbar auf die äußere Erscheinung des Rosenkranzes. Ohne Kontextualisierung nähern sich die Teilnehmer*innen dem Exponat weitgehend vorurteilfrei an. Sie fokussieren Einzelbestandteile, ohne die Gesamtform außer Acht zu lassen. In einer Paar-Arbeit beschreibt ein/e Partner*in Elemente, die der*die jeweils andere zeichnerisch festhält. Das aufmerksame Beobachten ähnelt einer Bestandsaufnahme, die unbewertet wesentliche Strukturen offenlegt, Besonderheiten betont und Raum für Assoziationen lässt.
Czech, Alfred: Methodische Vielfalt in der personalen Museumsvermittlung, in: Czech, Alfred/Kirmeier, Josef/Sgoff, Brigitte (Hg.): Museumspädagogik. Ein Handbuch. Grundlagen und Hilfen für die Praxis, Schwalbach/Ts. 2014, S. 198–224, hier S. 213.
Wagner, Ernst/Dreykorn, Monika: Museum – Schule – Bildung, München 2007, S. 166.
Beim Vergleich werden die Teilnehmer*innen auf Unterschiede oder Ähnlichkeiten aufmerksam.
Ohne Vorwissen können sie aus ihrer Wahrnehmung heraus zu den wichtigsten Erkenntnissen kommen. Dabei schult der Vergleich die Differenzierung der Wahrnehmung. Je nach Art des Vergleichs fokussiert er die Aufmerksamkeit auf Unterschiede oder Ähnlichkeiten. Je ähnlicher sich die Vergleichsobjekte im Museum sind, desto mehr „Feinheiten“ entdecken die Teilnehmer*innen.
Es bieten sich zwei Möglichkeiten an: zum einen der Vergleich von Originalen, zum anderen der Vergleich von Originalen und Reproduktionen.
Obwohl in ihrer Grundstruktur identisch, können sich Rosenkränze auf den ersten Blick erheblich voneinander unterscheiden. Nüchtern oder prunkvoll geben sie indirekt Auskunft über ihre Besitzer*innen, über Entstehungskontext und -zeit, Materialien und Gebrauch. Auch der Vergleich mit Gebetsketten anderer Religionen ist interessant. Wo liegen Gemeinsamkeiten? Wer nutzt sie und wie? Mit welcher Absicht und wann werden sie gebraucht?
Czech, Alfred/Kirmeier, Josef/Sgoff, Brigitte (Hg.): Museumspädagogik - Ein Handbuch. Grundlagen und Hilfen für die Praxis, Schwalbach/Ts. 2014, S. 204.
Die Teilnehmer*innen ergänzen unvollständige Objekte in Einklang mit Material, Technik und zeitgenössischem Handwerk und rekonstruieren sie damit.
Sie erschließen sich den Zustand des Exponats durch genaues Betrachten. Der*die Vermittlerin liefert ihnen dabei Informationen zu Material, Technik und kulturgeschichtlichem Hintergrund. Auf dieser Grundlage rekonstruieren sie das ursprüngliche Aussehen des Exponats möglichst realitätsgetreu durch mündliche oder schriftliche Beschreibung, Zeichnung (z. B. mit Bleistift, Buntstift, Wachskreide, Wasserfarben) oder selbstständige gegenständliche Formung (z. B. mit Ton, Gips, Pappmaschee). Anschließend kann diese Rekonstruktion durch die Teilnehmer*innen vorgestellt werden.
Sehr einprägsam und unkompliziert ist es, einen Rosenkranz selbst zu fädeln. Dazu verteilt der*die Vermittler*in einen Materialsatz für einen Rosenkranz unter allen Teilnehmer*innen. Dieser Materialsatz sollte mindestens eine Schnur, 53 kleine und sechs größere Perlen sowie ein Kreuz enthalten. In Gebetsreihenfolge werden die Einzelelemente aufgefädelt. Dabei nennen die Teilnehmer*innen, je nach Alter mit oder ohne Hilfestellung (Bild mit Rosenkranz und den Titeln) den Titel des Gebets, während er/sie seinen/ihren Teil auffädelt.
Czech, Alfred: Methodische Vielfalt in der personalen Museumsvermittlung, in: Czech, Alfred/Kirmeier, Josef/Sgoff, Brigitte (Hg.): Museumspädagogik - Ein Handbuch. Grundlagen und Hilfen für die Praxis, Schwalbach/Ts. 2014. S. 198–224, hier: S. 212.
Museumsobjekte werden mit Hilfe weiterer Exponate oder geeigneter Zusatzmaterialien in ihren ursprünglichen kulturellen oder alltagsgeschichtlichen Zusammenhang gebracht.
Viele Exponate sind ihres ursprünglichen Zusammenhangs beraubt und bleiben für den*die Betrachter*in abstrakt. Der Kontext, die Funktion o. Ä., ist aber für das Verständnis des Objekts wesentlich. Ziel ist es, diese Objekte mittels geeigneter Exponate oder didaktischer Materialien (Abbildungen, Vergleichsobjekte, haptische Gegenstände ...) wieder in ihren ursprünglichen Kontext zu rücken. Eventuell lassen sich Museumsexponate in einem anschließenden Stadtrundgang im originalen Kontext verorten.
Obgleich sich heute in vielen Haushalten ein Rosenkranz befindet, ist er in seltenen Fällen tatsächlich noch Alltagsgegenstand. Im Gespräch können die Teilnehmer*innen die eigene Wahrnehmung zu seiner emotionalen Bedeutung formulieren. Erfahrung und Wissen zu Aspekten wie Wert und Handhabung werden eingebracht. Der*die Vermittler*in beleuchtet die zugrundeliegende Symbolik und verwandte Themen wie z. B. das Rosenkranzfest.
Bauereiß, Michael: Vom Museum in den Stadtraum, in: Czech, Alfred/Kirmeier, Josef/Sgoff, Brigitte (Hg.): Museumspädagogik. Ein Handbuch. Grundlagen und Hilfen für die Praxis, Schwalbach/Ts. 2014, S. 282–286.