H: 2 m, B: 3 m
Material/Technik:Betonguss, farbig gefasst
Beschreibung zu diesem Beispiel
Das querformatige monumentale Relief besteht aus sechs gleich großen quadratischen Teilen. Die Stoßkanten sind deutlich zu erkennen und nicht zuletzt durch die Herstellungstechnik des Betongusses bedingt. Am linken Bildrand ist eine stehende Figur offensichtlich mit Helm auf einem einachsigen Wagen zu sehen, der von vier Pferden gezogen wird. Die voneinander überlagerten und miteinander verwobenen Tierkörper sind in Bewegung. Die farblichen Hervorhebungen in Schwarz und Rot verklammern die kaum mehr unterscheidbaren Verflechtungen der Details. Im Gegensatz dazu ist der Hintergrund nicht näher definiert und zeigt eine plane Betonfläche. Die gesamte Darstellung ist reduziert und vereinfacht.
Dornacher, Pia: Museum Lothar Fischer, München 2004, S. 36–39.
Nachbilden meint das Abzeichnen oder Rekonstruieren eines Exponats in seiner Gesamtheit auf kreativ-gestalterische Weise. Sie kann jedoch auch nur auf ein Detail gerichtet sein.
Nachbildungen zielen darauf ab, dem Originalobjekt möglichst nahezukommen. Die Teilnehmer*innen können sich beispielsweise in ein Exponat einfühlen, indem sie Kompositionslinien in Kopien einzeichnen oder eine plastische Nachbildung aus Ton oder anderen Materialien kreativ gestalten. Weitere Möglichkeiten des Nachbildens sind lebende Bilder, Kostümierungen und davon Fotografien, Videoaufnahmen und Schnellskizzen. Nachgebildet werden kann auch der Raum, dessen Grundriss mit den Positionen von Figuren oder Objekten geklärt werden kann.
Um sich der Besonderheit der plastischen Formen und der Bildorganisation in einem Relief klar zu werden, empfiehlt sich das Zeichnen eines groben Höhenprofils mit Textmarkern. Die Teilnehmer*innen erhalten Klemmbrett, Papier und mindestens drei verschieden farbige Textmarker. Jede Farbe entspricht Elementen, die sich auf der gleichen räumlichen Ebene befinden. Dabei kommt es nicht auf Genauigkeit oder Vollständigkeit an. Nicht die Konturlinien sind entscheidend, sondern die Flächen. Im Anschluss können so die Gattungsgrenzen Malerei, Relief und Vollplastik aufgezeigt werden.
Czech, Alfred: Geschichte in Kunst dechiffrieren. Bilder der Wirklichkeit - Wirklichkeit der Bilder, in: GWU 68 (2017), 1–2, S. 75–87, hier S. 85.
Kirschenmann, Johannes/Schulz, Frank: Bilder erleben und verstehen. Einführung in die Kunstrezeption, Leipzig 1999, S. 45–47, hier S. 46.
Die Teilnehmer*innen nennen der Reihe nach ein Wort, das sie mit dem Objekt verbinden. Dabei dürfen sie keine Wörter wiederholen.
Auf diese Weise entsteht ein vielfältiger Wortschatz als Basis für eine ergiebige Besprechung. Binnen drei Minuten notieren sie alle Wörter, die ihnen beim Beobachten einfallen. Anschließend lesen sie sie reihum vor. Dabei müssen alle Teilnehmer*innen die bereits genannten Wörter aus der eigenen Liste streichen. Der*die Vermittler*in strukturiert das Genannte, fragt kritisch nach, erklärt Schwieriges. Bei der Kurzversion sammeln die Teilnehmer*innen die Wörter nur mündlich, ohne sie zuvor zu notieren.
Doppelnennungen von Worten sind nicht zulässig. Das fordert die Teilnehmer*innen zu möglichst verborgenen Entdeckungen im Relief und ungewöhnlichen Worten auf. Der*die Vermittler*in lenkt die Diskussion zu einzelnen Aspekten, etwa zu Farbe oder Inhalt. Wichtig ist, dass er/sie die Beobachtungen der Teilnehmer*innen kritisch hinterfragt.
Kramer, Wolfgang/Kiesling, Michael: Haste Worte, Gesellschaftsspiel, F. X. Schmid Verlag 1997 (Spiel).
Beim Vergleich werden die Teilnehmer*innen auf Unterschiede oder Ähnlichkeiten aufmerksam.
Ohne Vorwissen können sie aus ihrer Wahrnehmung heraus zu den wichtigsten Erkenntnissen kommen. Dabei schult der Vergleich die Differenzierung der Wahrnehmung. Je nach Art des Vergleichs fokussiert er die Aufmerksamkeit auf Unterschiede oder Ähnlichkeiten. Je ähnlicher sich die Vergleichsobjekte im Museum sind, desto mehr „Feinheiten“ entdecken die Teilnehmer*innen.
Es bieten sich zwei Möglichkeiten an: zum einen der Vergleich von Originalen, zum anderen der Vergleich von Originalen und Reproduktionen.
Für den Vergleich beim Relief sind v. a. Vorbilder und Einflüsse geeignet, die den Urheber bei der Gestaltung geleitet haben.
Die Kontextualisierung mit realen Gegenständen eignet sich besonders bei Menschen mit Demenz, weil sie mögliche Anknüpfungspunkte an eine eigene, erlebte Wirklichkeit und erinnerte Kindheit darstellen.
Czech, Alfred/Kirmeier, Josef/Sgoff, Brigitte (Hg.): Museumspädagogik - Ein Handbuch. Grundlagen und Hilfen für die Praxis, Schwalbach/Ts. 2014, S. 204.
Materialproben ermöglichen es, Materialeigenschaften eines Exponats zu erkunden.
Die Proben machen das Exponat erfahrbar, da in der Regel aus konservatorischen Gründen Museumsobjekte nicht berührt werden dürfen. Erhalten die Teilnehmer*innen Materialproben in die Hand, erleben sie haptisch Materialeigenschaften wie Oberflächenstruktur, Härte, Form, Gewicht oder auch Klang eines Materials. Der Einsatz von mehreren Materialproben ist sinnvoll, um im Vergleich besondere Eigenschaften und Unterschiede noch deutlicher zu erkennen. Auch bildlich dargestellte Materialien werden durch reale Materialproben „begreifbar“.
Wie entsteht ein Relief, aus welchem Material ist es gemacht? Zur Veranschaulichung sind Materialproben geeignet. Ausgewählte Vorstudien, Skizzen und Materialien mit dem jeweiligen Werkzeug können gezeigt werden, die das Ausgangsmaterial, die Bearbeitungsschritte und das Endprodukt dokumentieren. Je nach Alter und Material können Teilschritte im Herstellungsprozess auch vor Ort nachgestellt werden, z. B. ein Reliefguss. Dadurch wird der Unterschied von einem Relief zu einem vollplastischen Objekt begreifbar. Der Aufwand des Herstellungsprozesses lässt sich für die Besucher*innen nun abschätzen.
Busse, Klaus-Peter: Bildumgangsspiele: Kunst unterrichten, Dortmund 2004, S. 87.
Seitz, Rudolf: Phantasie & Kreativität. Ein Spiel-, Nachdenk- und Anregungsbuch, München 1998, S. 56.
Bezirk Oberfranken (Hg.): Musbi. Museum bildet. Methodenkärtchen, Bayreuth 2014.
Bundesverband Museumspädagogik: Methodensammlung Museen und Kindergärten, 2010, Nr. 37, 47, 66, https://www.museen-und-kindergaerten.de/methodenkartei/alle-methoden-auf-einen-klick/
Die Teilnehmer*innen ergänzen unvollständige Objekte in Einklang mit Material, Technik und zeitgenössischem Handwerk und rekonstruieren sie damit.
Sie erschließen sich den Zustand des Exponats durch genaues Betrachten. Der*die Vermittlerin liefert ihnen dabei Informationen zu Material, Technik und kulturgeschichtlichem Hintergrund. Auf dieser Grundlage rekonstruieren sie das ursprüngliche Aussehen des Exponats möglichst realitätsgetreu durch mündliche oder schriftliche Beschreibung, Zeichnung (z. B. mit Bleistift, Buntstift, Wachskreide, Wasserfarben) oder selbstständige gegenständliche Formung (z. B. mit Ton, Gips, Pappmaschee). Anschließend kann diese Rekonstruktion durch die Teilnehmer*innen vorgestellt werden.
Zur Klärung eines Reliefs erhält jede/r Teilnehmer*in Papier und Stift; möglichst je einen anderen Stift der gleichen Farbe: z. B. Blei-/Grafitstift, Kohle, Kreide, Stabilo etc. Das hat einen ästhetischen, keinen funktionalen Einfluss auf das Endprodukt. Jede/r wählt sich einen Gegenstand vom Relief aus, den er/sie als Konturlinie auf sein/ihr Blatt überträgt. Danach wird das Blatt weitergegeben und reihum um einen weiteren Gegenstand ergänzt. Zusammenhänge, Formensprache und Darstellungsabsicht können geklärt werden.
Czech, Alfred: Methodische Vielfalt in der personalen Museumsvermittlung, in: Czech, Alfred/Kirmeier, Josef/Sgoff, Brigitte (Hg.): Museumspädagogik - Ein Handbuch. Grundlagen und Hilfen für die Praxis, Schwalbach/Ts. 2014. S. 198–224, hier: S. 212.