H: 75,5 cm, B: 63,5 cm
Material/Technik:Ölfarben auf Leinwand
Beschreibung zu diesem Beispiel
Uns den Rücken zuwendend sitzt eine Frau auf einem Stuhl und liest ein Buch. Der Raum ist Inbegriff von Ruhe und Kontemplation. Die unteren Teile der Fenster sind mit Fensterläden abgedunkelt, nur durch die oberen Teile fallen Lichtstreifen auf Wand und Boden. Die Möblierung ist gediegen, aber spärlich. Zwei Gemälde signalisieren einen gewissen Wohlstand. Eine Truhe und zwei Stühle sind an die Wand gerückt. Die strenge Ordnung stören nur die Pantoffeln, die wie in Eile ausgezogen herumliegen.
Unter Interieurs versteht man die Darstellung von Innenräumen aller Art.
In der Niederländischen Malerei des 17. Jh. entwickelte sich das Interieur zu einer eigenen, beliebten Bildgattung. Das bürgerliche Publikum schätzte die realistische Wiedergabe ihrer Lebenswelten ebenso, wie esin Innenräumen einen Spiegel ihrer Lebenseinstellungen sah.
Rüdiger an der Heiden: Die Alte Pinakothek. Sammlungsgeschichte, Bau und Bilder, München 1998, S. 262–265.
Nachbilden meint das Abzeichnen oder Rekonstruieren eines Exponats in seiner Gesamtheit auf kreativ-gestalterische Weise. Sie kann jedoch auch nur auf ein Detail gerichtet sein.
Nachbildungen zielen darauf ab, dem Originalobjekt möglichst nahezukommen. Die Teilnehmer*innen können sich beispielsweise in ein Exponat einfühlen, indem sie Kompositionslinien in Kopien einzeichnen oder eine plastische Nachbildung aus Ton oder anderen Materialien kreativ gestalten. Weitere Möglichkeiten des Nachbildens sind lebende Bilder, Kostümierungen und davon Fotografien, Videoaufnahmen und Schnellskizzen. Nachgebildet werden kann auch der Raum, dessen Grundriss mit den Positionen von Figuren oder Objekten geklärt werden kann.
Um einen Raum aus einem Bild dreidimensional nachbauen zu können, muss man einen Grund- und Aufriss erstellen und sein Inventar erfassen. Im kleinen Maßstab können Figuren und Objekt mit Knetmasse nachgebildet oder Spielzeugfiguren verwendet werden. Die Methode hilft den Teilnehmer*innen, sich intensiv mit räumlichen Dimensionen und Proportionen sowie der Position von Objekten im Raum auseinanderzusetzen. Auch lässt sich die Lichtführung des Bildes z .B. mit einer Taschenlampe rekonstruieren. Die Methode schärft das Bewusstsein für die Eigenheit zwei- und dreidimensionaler Darstellung.
Czech, Alfred: Geschichte in Kunst dechiffrieren. Bilder der Wirklichkeit - Wirklichkeit der Bilder, in: GWU 68 (2017), 1–2, S. 75–87, hier S. 85.
Kirschenmann, Johannes/Schulz, Frank: Bilder erleben und verstehen. Einführung in die Kunstrezeption, Leipzig 1999, S. 45–47, hier S. 46.
Diese Methode lenkt die Aufmerksamkeit auf Details und Ausschnitte.
Die Teilnehmer*innen schauen durch einen Rahmen, eine Papierröhre oder ein mit der Hand simuliertes Fernrohr, um Einzelheiten zu fokussieren. Dadurch „haken“ die Besucher*innen ein Ausstellungsobjekt nicht mit einem Blick ab. Die Methode verlängert die Aufmerksamkeit, indem sie ein Exponat durch Bildausschnitte in viele „Blicke“ zerlegt. Die Fragmentierung löst die Selbstverständlichkeit eines Objekts auf.
In manchen Darstellungen von Interieurs wimmelt es geradezu von ungewöhnlichen Details, in anderen Gemälden gibt es bei flüchtiger Betrachtung kaum Auffälliges. In beiden Fällen hilft es,, den Fokus z. B. durch ein zusammengerolltes Papier einzuschränken, um aus dem bloßen Hinschauen eine Entdeckertour zu machen: Was ist im Spiegel zu erkennen? Welches Obst liegt in der Schale? etc.
Die Methode schärft unsere Aufmerksamkeit für die kleinen Dinge, die in vielen Bildern nicht nebensächlich sind, sondern entscheidend zur Atmosphäre beitragen.
Dreykorn, Monika: Methoden im Museum, in: Wagner, Ernst/Dreykorn, Monika (Hg.): Museum, Schule, Bildung: Aktuelle Diskurse, innovative Modelle, erprobte Methoden, München 2007, S. 169–179, hier: S. 170.
Bundesverband Museumspädagogik: Methodensammlung Museen und Kindergärten, 2010, Nr. 24, 25, 44, https://www.museen-und-kindergaerten.de/methodenkartei/alle-methoden-auf-einen-klick/
Die Teilnehmer*innen vergleichen und recherchieren Funktionen von Objekten in verschiedenen Epochen und präsentieren ihre Ergebnisse.
Sie lernen maximal fünf Exponate kennen. Durch Recherche, Vergleiche und Brainstorming ermitteln die Teilnehmer*innen die ursprüngliche Funktion der Objekte. Gleichzeitig machen sie sich Gedanken darüber, ob ähnliche Objekte heute in gleicher Weise genutzt werden. So werden Unterschiede der Kulturen klar, aber auch Gemeinsamkeiten deutlich. Kleinere Kinder halten ihre Ideen zeichnerisch fest, Ältere präsentieren ihre Ergebnisse auf Tafeln und als Kurzvortrag.
Grundlage für den Vergleich von Vergangenheit und Heute ist eine gründliche Bestandsaufnahme des Exponats. Bei einem Interieur können es Raum (Größe, Fensterform, Fußboden, Decke), seine Ausstattung sowie z. B. die Kleidung der Frau sein. Im zweiten Schritt stellen sich die Teilnehmer*innen ihr Wohnzimmer vor und vergleichen es Punkt für Punkt mit dem Bild. Sie schildern, was sie mit Ausstattungsstücken ihrer Wohnung verbinden, und können dadurch Rückschlüsse auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede mit der Vergangenheit ziehen.
Czech, Alfred: Methodische Vielfalt in der personalen Vermittlung, in: Czech, Alfred/Kirmeier, Josef/Sgoff, Brigitte (Hg.): Museumspädagogik - Ein Handbuch. Grundlagen und Hilfen für die Praxis, Schwalbach/Ts. 2014, S. 198–224, hier: S. 203 f.
Bundesverband Museumspädagogik: Methodensammlung Museen und Kindergärten, 2010, Nr. 7, https://www.museen-und-kindergaerten.de/methodenkartei/alle-methoden-auf-einen-klick/
Nettke, Tobias: Personale Vermittlung in Museen. Merkmale, Ansätze, Formate und Methoden, in: Commandeur, Beatrix u.a. (Hg.), Handbuch Museumspädagogik. Kulturelle Bildung in Museen, München 2016, S. 173–183, hier: S. 174–175.