MENSCHEN MIT DEMENZ

Bei diesen Personen bauen die geistigen Fähigkeiten soweit ab, bis das alltägliche Leben eigenständig nicht mehr bewältigbar ist. Charakteristisch für eine Demenz sind Probleme mit der Orientierung, der Sprache, dem Gedächtnis, dem Denken sowie Verhaltensauffälligkeiten und Veränderungen der Persönlichkeit. Die am häufigsten vorkommende Demenzerkrankung ist Alzheimer.

Je nach dementiellem Stadium benötigen die Betroffenen Hilfe für alltägliche Situationen. Im schlimmsten Fall ist eine Rund-um-die-Uhr Betreuung notwendig. Die Beziehung zwischen betroffener Person und Begleit-/Betreuungsperson ist sehr wichtig.

 

Besonders wichtig bei diesen Personen:

Organisation

  • Geben Sie dem Museumspersonal Informationen zur Gruppe, um ein Verständnis für die Bedürfnisse der Gruppe zu schaffen. Ggf. kann das Personal organisatorisch eingebunden werden.
  • Planen Sie mehr Zeit für die gesamte Veranstaltung ein, z. B. für das Ankommen der Gruppe.
  • Die Vermittlung sollte nicht länger als 60 Minuten dauern.
  • Konzentrieren Sie sich auf wenige Objekte.
  • Achten Sie auf einen hohen Betreuungsschlüssel. Organisieren Sie zusätzliche Begleitpersonen, die bei der Umsetzung helfen können.
  • Organisieren Sie ggf. Sitzmöglichkeiten oder Leihrollstühle.

Räumlichkeiten

  • Informieren Sie sich im Voraus über die barrierefreien Zugänge. Am besten Sie fragen tagesaktuell nach den bestehenden Gegebenheiten.
  • Halten Sie sich in hellen, kontrastreichen Räumen auf, weil sonst die Kommunikation eingeschränkt sein kann.

Verständlichkeit

  • Wenn Sie eine Person mit Sprachschwierigkeiten nicht verstanden haben, fragen Sie nochmal nach, um den Kommentar trotzdem in die Führung einbinden zu können.
  • Achten Sie besonders auf eine einfache, deutliche und langsame Sprache.
  • Sprechen Sie ggf. in Leichter Sprache.
  • Nutzen Sie Visualisierungen, wie Wortkarten oder Bilder als Erklärungen (Wortschatzvorentlastung).
  • Sprechen Sie möglichst in kurzen Sätzen. Erklären Sie Fremd- und Fachwörter bzw. meiden Sie diese.
  • Stellen Sie nicht mehrere Fragen auf einmal, sondern zunächst eine und erst nach Beantwortung die nächste. Fragen nach räumlicher und zeitlicher Einordnung oder Kausalitäten können Schwierigkeiten bereiten oder überfordern. (typische Frageworte sind: Wo, Wann, Warum, Weshalb, Inwiefern). Stellen Sie z.B. lieber Fragen wie: Was machen Sie gerne? Welche Farben sehen Sie?
  • Achten Sie auf die Körpersprache und unterstreichen Sie damit Gesagtes.

Inhalt

  • Beschränken Sie den Inhalt auf ein Maß, das die Gruppe aufnehmen kann.
  • Wiederholen Sie Gesagtes, auch mit anderen Worten.
  • Achten Sie genau auf den zu vermittelnden Inhalt, um keine Trigger zu setzen.
  • Achten Sie bei Texten und Bildern auf hohe Kontraste und große Darstellungen.
  • Bei therapeutischer Absicht muss ein*e Therapeut*in das Geschehen betreuen.

Anknüpfungsmöglichkeiten

  • Lassen Sie autobiografischen Erfahrungen und Erinnerungen Raum.

Sinnliche Ansprache

  • Sprechen Sie mehrere Sinne an: wie das Sehen, das Hören, das Fühlen, das Riechen und das Schmecken. Denken Sie an Zusatzmaterial.
  • Musikalische Sequenzen eignen sich besonders.
  • Legen Sie den Fokus weniger auf die Wissensvermittlung, sondern verstärkt auf das gemeinsame Erlebnis.

Empathie und Emotion

  • Achten Sie besonders auf die stillen Besucher*innen und laden Sie sie vorsichtig ein sich mitzuteilen.
  • Achten Sie auf die Stimmungen und Emotionen in der Gruppe.
  • Zeigen Sie Geduld und wahres Interesse für das, was die andere Person mitteilen möchte.
  • Fördern Sie besonders die Beziehung zwischen Teilnehmer*in und Begleit-/Betreuungsperson.

Freiräume

  • Geben Sie der Person genügend Zeit, um Sätze zu formulieren.
  • Fördern Sie die individuellen Fähigkeiten und Ressourcen der Teilnehmer*innen. Orientieren Sie sich keinesfalls an Defiziten.
  • Lassen Sie die Teilnehmer*innen den Raum und die Objekte in Ruhe und eigenständig wahrnehmen.

LITERATUR UND LINKS

Alzheimer Forschung e.V.
https://www.alzheimer-forschung.de/

Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V.
https://www.deutsche-alzheimer.de/mit-demenz-leben

Europäisches Netzwerk Museums Arts and Alzheimer´s MA&A
http://www.maaproject.eu/moodle/

Gans, Michael/Kastner, Sybille/Sinapius, Peter: Kunstvermittlung für Menschen mit Demenz. Kernpunkte einer Didaktik, in: Jahn, Hannes (Hg.): Künstlerische Arbeit in Veränderungsprozessen: Grundlagen und Konzepte (Transformation Bd. 2), Berlin/Hamburg 2016.

Hollamby, Emma/Homer, Elaine/Landes, Jane: Starting with Art: Ben Uri Artworks as a Stimulus for Art Psychotherapy in Dementia Care, in: Coles, Ali/Jury, Helen: Art Therapy in Museums and Galleries. Reframing Practice, London/Philadelphia 2020, S. 108–132.

Meet me. The MoMa Alzheimer’s Project: Making Art Accessible to People with Dementia
https://www.moma.org/visit/accessibility/meetme/

Wilkening, Karin/ Kundig, Yvonne/Oppikofer, Sandra: Aufgeweckt! Eine Kunst-Geschichte, in: Das Magazin, 20.2014, online verfügbar: https://www.zfg.uzh.ch/dam/jcr:ffffffff-f8f3-6821-ffff-ffffda8cd14e/dem_20_magazin_Aufgeweckt.pdf

Schall, Arthur/Pantel, Johannes: Kunstbegegnungen im Museum für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen. ARTEMIS-Projekt und Interventionsstudie, in: Fricke, Almuth/Hartogh, Theo (Hg.): Forschungsfeld Kulturgeragogik – Research in Cultural Geragogy, München 2016, S. 413–424.

Winkler-Rufenach, Friederike/Kastner Sybille: Museumsarbeit für Menschen mit Demenz im Wilhelm Lehmbruck Museum, in: Groote, Kim de/Fricke Almuth (Hg.): Kulturelle Bildung. Kulturkompetenz 50 +. Praxiswissen für die Kulturarbeit mit Älteren, München 2010, S. 105–114.