MENSCHEN MIT FLUCHTERFAHRUNG

Ein zentraler Aspekt für Menschen mit Fluchterfahrung ist die Zugehörigkeit. Es gibt sehr verschiedene Gründe, warum Menschen flüchten (z.B. Religion, Politik, Armut, Gewalt, Krieg u.v.m.). Schuldgefühle ihren Hinterbliebenen gegenüber sind häufig sehr ausgeprägt. Während der Flucht stellt sich ein Überlebensmodus ein. Es kann zu Schwierigkeiten kommen, diesen Modus abzulegen und sich im neuen Umfeld zurechtzufinden.

Deshalb sind klare Strukturen und Informationen für die Orientierung wichtig und hilfreich.

Einige Menschen mit Fluchterfahrung können von einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) oder Depression betroffen sein. Bei einer Traumatisierung kann es zu Flashbacks oder dissoziativen Zuständen kommen.

 

Besonders wichtig bei diesen Personen:

Organisation

  • Planen Sie mehr Zeit für die gesamte Veranstaltung, z. B. beim Ankommen der Gruppe.
  • Informieren Sie sich bei der Ansprechperson über die Besonderheiten der Personen.

Verständlichkeit

  • Achten Sie besonders auf eine einfache, deutliche und langsame Sprache.
  • Sprechen Sie möglichst in kurzen Sätzen. Erklären Sie Fremd- und Fachwörter bzw. meiden Sie diese.
  • Nutzen Sie Visualisierungen wie Wortkarten oder Bilder als Erklärungen (Wortschatzvorentlastung).
  • Achten Sie auf Ihre Körpersprache und unterstreichen Sie damit Gesagtes.

Inhalt

  • Achten Sie genau auf den zu vermittelnden Inhalt, um keine Trigger zu setzen.
  • Bei therapeutischer Absicht muss ein*e Therapeut*in das Geschehen betreuen.

Anknüpfungsmöglichkeiten

  • Lassen Sie autobiografischen Erfahrungen und Erinnerungen Raum.

Sinnliche Ansprache

  • Sprechen Sie mehrere Sinne an: wie das Sehen, das Hören, das Fühlen, das Riechen und das Schmecken. Denken Sie an Zusatzmaterial.
  • Legen Sie den Fokus weniger auf die Wissensvermittlung, sondern verstärkt auf das gemeinsame Erlebnis.

Empathie und Emotion

  • Zeigen Sie Geduld und wahres Interesse für das, was die andere Person mitteilen möchte.
  • Achten Sie auf die Stimmungen und Emotionen in der Gruppe.

Freiräume

  • Versuchen Sie, alle Teilnehmer*innen gleichermaßen zu aktivieren. Dafür bieten sich kurze Aufgaben in Kleingruppen und Gruppenarbeiten an.
  • Geben Sie der Person genügend Zeit, um Sätze zu formulieren.
  • Fördern Sie die individuellen Fähigkeiten und Ressourcen der Teilnehmer*innen. Orientieren Sie sich keinesfalls an Defiziten.

LITERATUR UND LINKS

Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: Flucht und Migration. Grundlagen und Begriffe, Website: https://bmz.de/de/themen/flucht/fachbegriffe#lexicon=21868

Max-Planck-Gesellschaft: Flucht und Trauma (Video), Website: https://www.mpg.de/11973509/flucht-und-trauma

Mörsch, Carmen (2018/2016): Refugees sind keine Zielgruppe. In: Kulturelle Bildung online: https://www.kubi-online.de/artikel/refugees-sind-keine-zielgruppe

Refugio München
https://www.refugio-muenchen.de/themen/unsere-klientinnen-und-klienten/

UNHCR Deutschland, Die Genfer Flüchtlingskonvention
https://www.unhcr.org/dach/de/ueber-uns/unser-mandat/die-genfer-fluechtlingskonvention

Wenrich, Rainer/Kirmeier, Josef (Hg.): Migration im Museum. Museumsbesuche für Menschen mit Fluchterfahrung, München 2017.