MENSCHEN MIT BEEINTRÄCHTIGUNG DES HÖRENS ODER GEHÖRLOSE MENSCHEN

Bei Menschen mit Beeinträchtigung des Hörens oder gehörlosen Menschen sind folgende Faktoren zu berücksichtigen:

  • Wie stark ist die Hörschädigung ausgeprägt? (leichter Hörverlust, Schwerhörigkeit, Taubheit)
  • Sind diese Menschen mit Hörhilfen versorgt?
  • Wann ist die Hörschädigung aufgetreten? (von Geburt an, vor oder nach dem Spracherwerb)
  • Wie wird kommuniziert? (Laut- oder Gebärdensprache)

All diese Faktoren nehmen Einfluss auf die Bedürfnisse der Personen. Klären Sie also im Vorhinein mit der Ansprechperson ab, was beachtet werden muss.

Im Vergleich zu hörenden Menschen können bei hörgeschädigten Personen Wortschatz und Weltwissen reduziert sein, weil der Lernprozess aktiv gestaltet werden muss und nicht immer wie bei Hörenden auch nebenbei erfolgen kann. Zudem: Die Schriftsprache wird von hörgeschädigten Menschen nicht zwangsläufig verstanden, da für sie die Gebärdensprache – nicht die Schriftsprache – häufig die Muttersprache ist.

 

Besonders wichtig bei diesen Personen:

Organisation

  • Geben Sie dem Museumspersonal Informationen zur Gruppe, um ein Verständnis für die Bedürfnisse der Gruppe zu schaffen. Ggf. kann das Personal organisatorisch eingebunden werden.
  • Ziehen Sie ggf. eine*n Gebärdendolmetscher*in zur Übersetzung hinzu.
  • Organisieren Sie ggf. Headsets.
  • Mobile Höranlagen sollten die Teilnehmer*innen selbst mitbringen. Wenn vorhanden, weisen Sie auf Induktionsschleifen hin. Kommunizieren Sie das in der Planungsphase.

Räumlichkeiten

  • Vermeiden Sie Räume, in denen es hallt. Auch laute Bereiche und ablenkende Nebengeräusche sollten umgangen werden. Halten Sie sich in hellen, kontrastreichen Räumen auf. Die Kommunikation kann ansonsten eingeschränkt sein kann.

Verständlichkeit

  • Nutzen Sie Visualisierungen wie Wortkarten oder Bilder als Erklärungen (Wortschatzvorentlastung).
  • Achten Sie besonders auf eine einfache, deutliche und langsame Sprache.
  • Sprechen Sie möglichst in kurzen Sätzen. Erklären Sie Fremd- und Fachwörter bzw. meiden Sie diese.
  • Achten Sie darauf, dass Ihr Mund gut sichtbar ist. So können die Teilnehmer*innen Ihren Lippen das Gesprochene ablesen.
  • Unterstützen Sie das Gesprochene mit Mimik, Gestik und natürlichen Gebärden.
  • Planen Sie Hörpausen mit ein.

Inhalt

  • Beschränken Sie den Inhalt auf ein Maß, das die Gruppe aufnehmen kann.

LITERATUR UND LINKS

Bergmann, Daniela: Barrierefreie Kommunikation – Wie sich Museen hörgeschädigten Menschen öffnen können, in: Föhl, S. Patrick/Erdrich, Stefanie/John, Hartmut/Maaß, Karin (Hg.): Das barrierefreie Museum. Theorie und Praxis einer besseren Zugänglichkeit. Ein Handbuch, Bielefeld 2007, S. 55–72.

Deutsche Gesellschaft der Hörgeschädigten – Selbsthilfe und Fachverbände e.V.: Einige Informationen zum Thema Hörschädigung
https://www.deutsche-gesellschaft.de/fokus/einige-informationen-zum-thema-hoerschaedigung

Gehörlosenverband München und Umland e.V.: Museum Signers
https://www.gmu.de/museum-signers/

Hermann, Daniela: Menschen mit Hörschädigung im Museum? Kein Problem!, München 2021.
online verfügbar: https://www.mpz-bayern.de/upload/pdf_materialien/MPZ_Mit_Hoergeschaedigten_ins_Museum.pdf

Krauß, Miriam: Inklusive Führungen für Hörgeschädigte im Museum – Chancen und Umsetzungsmöglichkeiten, in: Wenrich, Rainer/Kirmeier, Josef/Bäuerlein, Henrike/Obermair, Hannes (Hg.): Zeitgeschichte im Museum. Das 20. Und 21. Jahrhundert ausstellen und vermitteln, München 2021, S. 187–199.

Leonhardt, Annette: Einführung in die Hörgeschädigtenpädagogik. 3. Aufl., Stuttgart 2010.