Reliquie

Verfasst von: Franke, Susanne

© Bayerische Schlösserverwaltung, www.schloesser.bayern.de
Beispielexponat:

Reliquien der Hll. Anna, Maria Magdalena, Matthäus, Markus und Laurentius montiert auf ein Tafelreliquiar in Altarform | 1626

Von Gottfried Lang | aus Reliquiensammlung der Herzöge von Bayern

Reliquie (lat.: „reliquiae“) bedeutet Überbleibsel eines als heilig geltenden Menschen in der kultisch, religiösen Verehrung. In der katholischen Religion entwickelt sich der Glaube an die sogar heilspendende Kraft. Ihre Verbreitung steigt im späten Mittelalter exponentiell, wobei die Präsentation immer dekorativer und wertvoller wird. Die reformatorische Bewegung von Martin Luther kritisiert schließlich den Kult und wendet sich davon ab.
Die Knochenstücke der Hll. Anna, Maria Magdalena, Matthäus, Markus und Laurentius wurden um 1626 kostbar auf eine Tafel in Altarform montiert. Kurfürst Maximilian I. war glühender Anhänger der Gegenreformation, Verfechter des Reliquienkults und sammelte in seiner „Reichen Kapelle“ zahlreiche Reliquien. Schon sein Vater Herzog Wilhelm V. erhielt die päpstliche Erlaubnis, Reliquien zu erwerben. Die genaue Provenienz der Knochenstücke ist unbekannt.

Bayerischen Verwaltung der Staatlichen Schlösser, Gärten und Seen (Hg.): Residenz München, Amtlicher Führer, bearbeitet von Christian Quaeitzsch, 2. Aufl. der
Neufassung, München 2018, S. 78.

Mariano Delgado und Volker Leppin (Hg.): Bilder, Heilige, Reliquien. Beiträge zur Christentumsgeschichte und zur
Religionsgeschichte, Bd. 28: Studien zur christlichen Religions- und Kulturgeschichte, Basel/Stuttgart 2020.

Aspekte, Zielgruppen & MethodenHilfe

Die Filter „Aspekte“, „Zielgruppen“ und „Methoden“ bedingen sich gegenseitig. Wählen Sie nach Belieben Felder aus, mindestens aber eine Methode. Anschließend erhalten Sie weiter unten entsprechend Ihrer Auswahl einen Vorschlag zur Anwendung der Methode auf das Exponat.

Aspekte

Zielgruppen

Brosch, Astrid

Die Teilnehmer*innen schlüpfen in die Rollen zweier Parteien mit unterschiedlichen Ansichten und tauschen in einem Streitgespräch Argumente zu einem Exponat aus.

Sie formieren sich in zwei Gruppen. Die beiden Gruppen schlüpfen in die Rollen zweier gegensätzlicher Positionen – beispielsweise zweier zum Exponat passender Berufsgruppen: Galerist/in contra Kunstkritiker*in, Forscher*in contra Investor/in, ... Beide Gruppen sammeln zunächst in der Auseinandersetzung mit dem Exponat Argumente, die das Pro bzw. Contra verdeutlichen sollen. Sind die Gruppen fertig, geht es im Ping-Pong-Verfahren in die Diskussion, die der*die Vermittler*in moderiert.
 

Anwendung auf das Exponat Reliquie

Franke, Susanne

Anlass zur Diskussion ist, ob man sterbliche menschliche Überreste ausstellen darf.
Die Teilnehmer*innen argumentieren dazu in den zwei gegensätzlichen Gruppen:
- pro: Die kostbar geschmückten Überreste von Heiligen oder Märtyerer*innen zur visuellen und v. a. haptischen Erinnerung und Verehrung sind unverzichtbar und heilspendend.
- kontra: Die Würde des Menschen bedeutet, seine Überreste müssen bestattet werden. Von menschlichen Überresten geht kein Wunder aus.  
Ältere Teilnehmer*innen können in den Gruppen Katholiken und Protestanten auftreten.

Passende Aspekte
  • Bedeutung
  • Emotion
  • Herkunft
  • Kulturhistorischer Zusammenhang
  • Wert
  • Wirkung
  • Ästhetik
Passende Zielgruppen
  • 6-10 Jahre
  • 10-13 Jahre
  • 13-16 Jahre
  • 16-18 Jahre
  • Familien
  • Kinder und Jugendliche
  • Erwachsene
  • Senioren
  • Menschen mit besonderen Bedürfnissen

Überblick: Streitgespräch

Brosch, Astrid

Kategorien

Emotionale Zugänge
Narrative Methoden
Performative Methoden

Ziele

Intensive Auseinandersetzung mit dem Expoat, Stellung beziehen, ohne die persönliche Meinung äußern zu müssen

Eignungen

Besonders geeignet für Jugendliche und insbesondere bei Exponaten, die bereits in der Entstehungszeit kontrovers diskutiert wurden

Zeitbedarf

15 Min.

Sozialformen
Einzelperson (auch in Gruppe): 
Teilgruppe: 
Gesamte Gruppe: 

Franke, Susanne

Die Teilnehmer*innen verlinken das Exponat mit #s, so als ob sie ein Foto auf Instagram posten würden. Dies führt zum Verstehen des Exponats aus der Position der Teilnehmer*innen.

Denn sie werden in ihrer Welt der Social Media abgeholt. Das Wichtigste beim Posten bzw. fiktiven Posten eines Exponatfotos auf Instagram ist das Verlinken des Dargestellten mit #, Stichworten. Jeder # entspricht einer Rubrik vieler Fotos. So erreicht man Aufmerksamkeit und Interessierte, die dann das eigene Foto liken. Das bedeutet, der # definiert die Verbindung zu den anderen. Die Wortfindung sagt viel über die Teilnehmer*innen aus: Was ist ihnen wichtig, wie sehen sie persönlich den Kontext des Bildes, wie verstehen sie, was dargestellt ist, etc.

Anwendung auf das Exponat Reliquie

Franke, Susanne

Der christliche Reliquienkult entspricht nicht der heutigen Lebenswelt und dem Glauben Jugendlicher. Die Teilnehmer*innen sammeln deshalb zunächst spontane Assoziationen mittels #s, die sie den peers in ihrer Welt auf Instagram posten würden: 
#alterknochen, #gruselkabinett, #echteknochen, #altereinkochen, #geilerfetisch, #makaber, #kannibalenwarenhier, etc.
Das ermöglicht dem*der Vermittler*in ganz konkret von der Welt der Jugendlichen aus, die historische Thematik zu erklären. Religiös-kulturelle und Wissensbarrieren werden so einfacher abgebaut.

Passende Aspekte
  • Bedeutung
  • Emotion
  • Herkunft
  • Kulturhistorischer Zusammenhang
  • Wert
  • Wirkung
  • Ästhetik
Passende Zielgruppen
  • 6-10 Jahre
  • 10-13 Jahre
  • 13-16 Jahre
  • 16-18 Jahre
  • Familien
  • Kinder und Jugendliche
  • Erwachsene
  • Senioren
  • Menschen mit besonderen Bedürfnissen

Überblick: Instagram-#-Methode

Franke, Susanne

Kategorien

Assoziative Methoden
Narrative Methoden
Spielerische Methoden

Ziele

Zugang zu abstrakten und historischen Inhalten schaffen und veranschaulichen, Kommunikation anregen, Wahrnehmung der Kontexte spielerisch definieren

Eignungen

Geeignet ab 10 Jahre, abhängig vom Social Media-Verhalten der Teilnehmer*innen,
besonders geeignet für Mittel-, Real- und berufliche Schulen

Zeitbedarf

15–30 Min.

Sozialformen
Einzelperson (auch in Gruppe): 
Teilgruppe: 
Gesamte Gruppe: 
Material

Stifte und Papier

Wehner, Brigitta

Wissen und Informationen werden auf unterhaltsame und einprägsame Weise mündlich weitergegeben.

Vergangene Ereignisse und Erlebnisse werden in Form von Geschichten vermittelt. Der*die Erzähler*in vergegenwärtigt zurückliegende Erfahrungen, häufig im Stil eines Märchens oder einer spannend vorgetragenen Geschichte, und bindet die Zuhörer*innen aktiv ein. Auf diese Weise wird die Vermittlung von Wissen und Werten mit dem Hervorrufen von Emotionen verknüpft. Informationen können leichter verinnerlicht und gespeichert werden. Erzähler*in und Zuhörer*innen sind aktiv eingebunden und es kann zu einem Erfahrungs- und Wissensaustausch kommen. 
   

Anwendung auf das Exponat Reliquie

Franke, Susanne

Einen Teil eines menschlichen Skeletts in einem meist dekorierten Schaukasten aufzubewahren, weckt die Neugier nach der Story dahinter. Die Teilnehmer*innen haben ohne Vorinformationen 15 Min. Zeit, über die ausgestellten Reliquien eine Geschichte zu schreiben. Im Fokus stehen die Fragen: Warum und wie ist der Mensch zu Tode gekommen? Welcher emotionale Wert kann dem Exponat beigemessen werden? Warum darf das menschliche Überbleibsel ausgestellt werden?
Dann präsentiert der*die Vermittler*in die bekannten Informationen und es schließt sich eine klärende Gruppendiskussion an.

Claussen, Claus: Mit Kindern Geschichten erzählen. Konzept - Tipps - Beispiele. Berlin 2006.

Reich, Kersten (Hg.): Methodenpool, methodenpool.uni-koeln.de.

Passende Aspekte
  • Bedeutung
  • Emotion
  • Herkunft
  • Kulturhistorischer Zusammenhang
  • Wert
  • Wirkung
  • Ästhetik
Passende Zielgruppen
  • 6-10 Jahre
  • 10-13 Jahre
  • 13-16 Jahre
  • 16-18 Jahre
  • Familien
  • Kinder und Jugendliche
  • Erwachsene
  • Senioren
  • Menschen mit besonderen Bedürfnissen

Überblick: Storytelling

Wehner, Brigitta

Kategorien

Narrative Methoden
Emotionale Zugänge

Ziele

Wissen vermitteln, Emotionen wecken, Erfahrungen austauschen

Eignungen

Geeignet für alle Altersgruppen, zur Erarbeitung oder Wiederholung von Wissen und Erfahrung

Zeitbedarf

bis zu 10 Min.

Sozialformen
Einzelperson (auch in Gruppe): 
Teilgruppe: 
Gesamte Gruppe: 
Material

evtl. Bilder, Handpuppen, unmittelbar zur Geschichte passende Dinge 

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