Durchmesser: ca. 1,2–1,8 cm
Material/Technik:Keramik
Beschreibung zu diesem Beispiel
Die Tonschusser (Murmeln) wurden in einer Abortgrube im Stadtgebiet gefunden. Diese häuslichen und öffentlichen Toiletten wurden auch als Abfallgrube verwendet. Somit landeten u. a. ausgemusterte, aber aus Unachtsamkeit auch noch benutzte Gegenstände in den Kloaken. Für Archäologen sind mittelalterliche Latrinenschächte wahre Schatzgruben. Fundstücke aus Holz, Leder, Metall, Keramik, Knochen und Glas geben wertvolle Hinweise auf die mittelalterliche Alltagskultur. Die Kinder in der Antike besaßen bereits Steinmurmeln. Im Mittelalter waren Wurfspiele mit Schussern aus Keramik (seltener Glas), Nüssen, Steinen, Knochen, Perlen oder Muscheln verbreitet. Archäologische Funde belegen, dass seit der Frühen Neuzeit das Murmelspiel an Beliebtheit zunahm. Neben Schussern aus roter und weißer Keramik finden sich braune Steinzeugmurmeln oder seit der Mitte des 19. Jhs. Murmeln aus Glas.
Literatur zum Thema Abfallfund
Schmidt, Gwendolyn: Schachtanlagen des Mittelalters und der Neuzeit. Die Ausgrabung Ludwigstraße 12 in Ingolstadt. Ein Vorbericht, in: Bayerische Bodendenkmalpflege, Bd. 51, München 2010, S. 441–455.
Stauch, Eva: daz ist allez kintlich spil, in: Pfeiffer, Andreas (Hg.): Spielzeug in der Grube lag und schlief. Archäologische Funde aus Römerzeit und Mittelalter (Veröffentlichung der städtischen Museen Heilbronn, Museo 5), Heilbronn 1993, S. 72–75.
Die Teilnehmer*innen erstellen eine Collage zu einem oder mehreren Exponaten bzw. einer Museumsabteilung.
Sie erhalten in Kleingruppen Kopien von Schrift- und Bildquellen, Autorentexten und Fotografien zu einem oder mehreren Exponaten. Wenn möglich, kann zudem für eigene Recherchen Zugang zum Internet und eine Möglichkeit zum Ausdrucken geboten werden.
Im Vorfeld wird für jede Collage eine Überschrift festgelegt, die den Rahmen und den perspektivischen Zugriff umreißt. Die Teilnehmer*innen wählen Materialien aus, die sie auf ein Plakat kleben und mit eigenen Zeichnungen und Texten ergänzen.
Abschließend stellen sich die Kleingruppen gegenseitig ihre Collagen vor.
Die Teilnehmer*innen stellen zwei unterschiedliche Collagen einander gegenüber, getrennt oder zusammen auf einem Papierträger. Der*die Vermittler*in hält Bilder von heutigen Abfällen (z. B. Plastikflaschen, Schuhe, Elektromüll, Essen, Spielzeug) und Abfallfunden aus einer vergangenen Epoche (z. B. Knochen, Keramik, Glasgefäße, Spielfiguren, Metallteile) bereit. Ergänzend können Begriffe wie „Mülltrennung“, „Müllabfuhr“, „Abfalltonne“ und „Latrine“, „Kloake“ oder „handgemacht“ hinzugefügt werden. Abschließend besprechen die Teilnehmer*innen die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der zwei gestalteten „Abfallbilder“.
Völkel, Bärbel: Handlungsorientierung im Geschichtsunterricht, Schwalbach/Ts. 2008, S. 137.
Die Teilnehmer*innen vergleichen und recherchieren Funktionen von Objekten in verschiedenen Epochen und präsentieren ihre Ergebnisse.
Sie lernen maximal fünf Exponate kennen. Durch Recherche, Vergleiche und Brainstorming ermitteln die Teilnehmer*innen die ursprüngliche Funktion der Objekte. Gleichzeitig machen sie sich Gedanken darüber, ob ähnliche Objekte heute in gleicher Weise genutzt werden. So werden Unterschiede der Kulturen klar, aber auch Gemeinsamkeiten deutlich. Kleinere Kinder halten ihre Ideen zeichnerisch fest, Ältere präsentieren ihre Ergebnisse auf Tafeln und als Kurzvortrag.
Die Teilnehmer*innen ordnen verschiedene Alltags- und Gebrauchsgegenstände von heute den Exponaten zu. Idealerweise stammen die historischen Abfallfunde nahezu alle aus einer zeitlichen Epoche. Unterschiede und Gemeinsamkeiten können anhand von Material, Form und Erhaltungszustand erforscht werden. Bei der Präsentation lassen sich Bezüge zur eigenen Lebenswelt festhalten. Fragestellungen wie „Was mache ich mit diesem Gegenstand jeden Tag?“ könnten hier eine Rolle spielen. Objekte, zu denen ein Vergleichsfund fehlt, machen den Wandel von Technik und Lebenssituation sowie Vergänglichkeit deutlich.
Czech, Alfred: Methodische Vielfalt in der personalen Vermittlung, in: Czech, Alfred/Kirmeier, Josef/Sgoff, Brigitte (Hg.): Museumspädagogik - Ein Handbuch. Grundlagen und Hilfen für die Praxis, Schwalbach/Ts. 2014, S. 198–224, hier: S. 203 f.
Bundesverband Museumspädagogik: Methodensammlung Museen und Kindergärten, 2010, Nr. 7, https://www.museen-und-kindergaerten.de/methodenkartei/alle-methoden-auf-einen-klick/
Nettke, Tobias: Personale Vermittlung in Museen. Merkmale, Ansätze, Formate und Methoden, in: Commandeur, Beatrix u.a. (Hg.), Handbuch Museumspädagogik. Kulturelle Bildung in Museen, München 2016, S. 173–183, hier: S. 174–175.
Wissen und Informationen werden auf unterhaltsame und einprägsame Weise mündlich weitergegeben.
Vergangene Ereignisse und Erlebnisse werden in Form von Geschichten vermittelt. Der*die Erzähler*in vergegenwärtigt zurückliegende Erfahrungen, häufig im Stil eines Märchens oder einer spannend vorgetragenen Geschichte, und bindet die Zuhörer*innen aktiv ein. Auf diese Weise wird die Vermittlung von Wissen und Werten mit dem Hervorrufen von Emotionen verknüpft. Informationen können leichter verinnerlicht und gespeichert werden. Erzähler*in und Zuhörer*innen sind aktiv eingebunden und es kann zu einem Erfahrungs- und Wissensaustausch kommen.
Nach einer kurzen Einführung erzählt der*die Vermittler*in eine ausgedachte Geschichte zu einem Abfallfund. Im Mittelpunkt steht eine fiktive Person, die den Gegenstand besaß, bevor er im Abfall landete. Dies kann z. B. die Köchin sein, die einen zerbrochenen Tonkrug wegwarf, der Handwerker, dessen Kacheln vom Karren fielen und zerbrachen, oder das Kind, das beim Toilettengang sein Spielzeug (Tonfigur, Schusser) verlor. Die Teilnehmener*innen werden aufgefordert, die Geschichte zu Ende zu erzählen. Namen und Umstände sind wichtige Details, um den Bezug herzustellen und Emotionen zu wecken.
Claussen, Claus: Mit Kindern Geschichten erzählen. Konzept - Tipps - Beispiele. Berlin 2006.
Reich, Kersten (Hg.): Methodenpool, methodenpool.uni-koeln.de.
Die Teilnehmer*innen erschließen sich Materialeigenschaften und Funktionsweisen von Werkzeugen, Geräten und Gebrauchsgegenständen durch eigenes Experimentieren.
Nach einer kurzen Einweisung fordert der*die Vermittler*in sie auf, Materialien zu erkunden, ein Verfahren, eine Technik selbst auszutesten oder ein Gerät anzuwenden. Hierbei ist es wichtig, dass der*die Vermittler*in den Schwerpunkt auf das Erproben und die eigene Erfahrung legt und nicht die Perfektion und die Vollständigkeit der Tätigkeit das Ziel ist. Z. B. weben die Teilnehmer*innen mit einem nachgebauten Webstuhl oder legen eine römische Toga an. Dadurch können sie den Zeitaufwand und die nötige Handfertigkeit nachvollziehen.
Nachdem der*die Vermittler*in die Handhabung eines Exponats erläutert und vorgeführt hat, können Besucher*innen selbst die Verwendung ausprobieren. Durch eigenes Experimentieren erschließen sie sich Materialeigenschaften, Funktionsweisen von Werkzeugen, Geräten und Gebrauchsgegenständen. Hierzu werden Nachbauten, Repliken von Objekten oder Gerätschaften, zur Verfügung gestellt. Abfallfunde sind häufig Spielzeuge, so könnten die Teilnehmer*innen z. B. das Schussern mit Tonmurmeln oder die Wurf- und Geschicklichkeitsspiele mit Steinen und Knochen austesten.
Dreykorn, Monika, Methoden zur Nachbereitung eines Museumsbesuchs, in: Wagner, Ernst/Dreykorn, Monika (Hg.): Museum. Schule. Bildung, München 2007, S. 182.
Hille, Carmen: Geschichte im Blick. Historisches Lernen im Museum, in: Czech, Alfred/Kirmeier, Josef/Sgoff, Brigitte (Hg.): Museumspädagogik. Ein Handbuch. Grundlagen und Hilfen für die Praxis, Schwalbach 2014, S. 84–90, 276–278.
Bundesverband Museumspädagogik: Methodensammlung Museen und Kindergärten, 2010, Nr. 51, https://www.museen-und-kindergaerten.de/methodenkartei/alle-methoden-auf-einen-klick/