H: 23 m, B: 11 m
Material/Technik:Graffito, Wandfarbe, Lackfarbe aus Hochdruck-Sprühdose auf Hausfassade, verputzt
Beschreibung zu diesem Beispiel
Der Begriff Graffito (Plural: Graffiti) bezeichnet einen Schriftzug, der im privaten oder öffentlichen Raum, meist illegal und daher unter einem Pseudonym des/der Künstlers*in, angebracht wurde. Das großformatige Graffito der Münchner Sprayer WonABC (Markus Müller) und Loomit (Mathias Köhler) erinnert an den Widerstandskämpfer und „Hitler-Attentäter“ Georg Elser (1903–1945). Am Abend des 8.11.1939 führte der Schreiner ein Bombenattentat auf Adolf Hitler und sein politisches Gefolge im Münchner Bürgerbräukeller aus, das nur knapp scheiterte. Er wurde im April 1945 im KZ Dachau von den Nationalsozialisten ermordet. Das Graffito in der Nähe des Münchner Hauptbahnhofs holt in Vergessenheit geratene, lokale Zeitgeschichte in die urbane Gegenwart. Das Bild lebt von seiner monochromen Farbigkeit und inhaltlichen Vielschichtigkeit. Seine Schöpfer gehören zu den Pionieren der Street Art.
Renz, Ulrich: Georg Elser. Allein gegen Hitler, Stuttgart 2014, S. 34–48.
Hierschbiegel, Oliver: Elser. Der Film, 2015.
McCromick, Carlo: Magic City. Die Kunst der Straße, Ausst. Kat., Berlin 2017, S. 14–29, 78–79.
Arz, Martin: Munich Walls: Urban Art auf Münchens Wänden, München 2018, S.160–161.
Diese Methode lenkt die Aufmerksamkeit auf Details und Ausschnitte.
Die Teilnehmer*innen schauen durch einen Rahmen, eine Papierröhre oder ein mit der Hand simuliertes Fernrohr, um Einzelheiten zu fokussieren. Dadurch „haken“ die Besucher*innen ein Ausstellungsobjekt nicht mit einem Blick ab. Die Methode verlängert die Aufmerksamkeit, indem sie ein Exponat durch Bildausschnitte in viele „Blicke“ zerlegt. Die Fragmentierung löst die Selbstverständlichkeit eines Objekts auf.
Häufig stecken im Graffito viele Details und Symbole. Um diese zu entschlüsseln, zeigt der*die Vermittler*in vergrößerte Ausschnitte. Die Teilnehmer*innen suchen sie im Graffito, finden verschiedene Symbole und besprechen ihre Bedeutung. Auf diese Weise fügen sich Einzelszenen zur Gesamtaussage des Kunstwerks zusammen.
Hinweis: Wenn das Graffito nicht aus der unmittelbaren Nähe betrachtet werden kann, ist es im Einzelfall sinnvoll, ein Fernglas oder die Vergrößerungsfunktion der Handykameras zu Hilfe zu nehmen.
Dreykorn, Monika: Methoden im Museum, in: Wagner, Ernst/Dreykorn, Monika (Hg.): Museum, Schule, Bildung: Aktuelle Diskurse, innovative Modelle, erprobte Methoden, München 2007, S. 169–179, hier: S. 170.
Bundesverband Museumspädagogik: Methodensammlung Museen und Kindergärten, 2010, Nr. 24, 25, 44, https://www.museen-und-kindergaerten.de/methodenkartei/alle-methoden-auf-einen-klick/
Die Teilnehmer*innen stellen abwechselnd Fragen an das Exponat.
Hier geht es nicht um Antworten, sondern nur um Fragen. Die Teilnehmer*innen stellen so lange Fragen, bis ihre Fantasie erschöpft ist. Am Anfang sind daher Exponate hilfreich, die provokativ wirken und unmittelbar Fragen anstoßen. Der*die Vermittler*in beantwortet die gestellten Fragen oder leitet sie an die Gruppe weiter.
Variante: Der*die Vermittler*in stellt die Fragen, und die Teilnehmer*innen überlegen sich Antworten. Die Fragen werden abschließend z. B. in einer Wandzeitung festgehalten. Die Teilnehmer*innen schreiben ihre Fragen auf Karteikarten auf und befestigen diese an einer Stellwand.
Diese Variante der Methode richtet sich nicht an das Objekt, sondern an den/die Erschaffer*in, in diesem Fall die Künstler*innen. Die Teilnehmer*innen betrachten das Graffito und stellen der Reihe nach ihre Fragen, wie z. B.: Warum habt ihr das Graffito ausgerechnet an diesen Ort gemalt? Warum ist es so groß? Warum leben die Hochhäuser? Was bedeuten die Kugeln auf dem Kopf der Hauptfigur? Und wieso gibt es so wenige Farben im Bild? ... Der*die Vermittler*in antwortet stellvertretend für die Künstler*innen.
Czech, Alfred/Kirmeier, Josef/Sgoff, Brigitte (Hg.): Museumspädagogik – Ein Handbuch. Grundlagen und Hilfen für die Praxis, Schwalbach/Ts. 2014, S. 204.
Die Teilnehmer*innen schlüpfen in die Rollen zweier Parteien mit unterschiedlichen Ansichten und tauschen in einem Streitgespräch Argumente zu einem Exponat aus.
Sie formieren sich in zwei Gruppen. Die beiden Gruppen schlüpfen in die Rollen zweier gegensätzlicher Positionen – beispielsweise zweier zum Exponat passender Berufsgruppen: Galerist/in contra Kunstkritiker*in, Forscher*in contra Investor/in, ... Beide Gruppen sammeln zunächst in der Auseinandersetzung mit dem Exponat Argumente, die das Pro bzw. Contra verdeutlichen sollen. Sind die Gruppen fertig, geht es im Ping-Pong-Verfahren in die Diskussion, die der*die Vermittler*in moderiert.
Die Teilnehmer*innen schlüpfen in vier verschiedene Rollen:
• Hausbesitzer*in, an dessen/deren Wand das Graffito angebracht wurde
• Nachbar/in gegenüber, der*die sich eine bunte Wand wünscht
• Künstler*in, der*die die die Wand bemalen soll
• Finanzier*in, der*die das Geld für das Projekt aufbringen soll
Jede Gruppe überlegt sich zunächst Argumente pro und contra. Anschließend diskutieren die Parteien. Der*die Vermittler*in moderiert das Streitgespräch.
Streitgespräch, in: http://www.sn.schule.de/~sud/methodenkompendium/module/2/1_2.htm
Die Teilnehmer*innen verfassen einen Text, der das Exponat emotionalisierend anpreist und für den*die Betrachter*in attraktiv macht.
Werbetexte werden z. B. in Prospekten, Flyern oder Anzeigen verwendet. Sie sollen die Adressaten emotional erreichen, um sie ins Museum zu locken, und dabei auch einzelne Informationen anbieten; der emotionale Anteil überwiegt. Sie sind folgendermaßen aufgebaut:
- emotional aufgeladene, „sprechende“ Überschrift = Schlagzeile,
- maximal 7 kurze Sätze, die das Exponat beschreiben und anpreisen, gerne auch mit Fragen, dabei möglichst Füllwörter und Hilfsverben vermeiden.
Anschließend lesen die Teilnehmer*innen die Texte laut vor. Dabei präsentieren sie das Exponat von seiner „Schokoladenseite“.
Ein Graffito setzt sich häufig aus vielschichtigen Details und Symbolen zu einer Gesamtaussage zusammen. Daher lohnt es sich, in dem „Gewimmel“ nach Details zu suchen. Zum Einstieg in die bunte Welt zeigt der*die Vermittler*in vergrößerte Ausschnitte. Die Teilnehmer*innen haben 10–30 Sekunden Zeit, ein einzelnes Bruchstück im Graffito zu suchen. Wer die meisten Partien gefunden hat, gewinnt.
Hinweis: Kann das Graffito nicht aus der unmittelbaren Nähe betrachtet werden, ist es sinnvoll, ein Fernglas oder die Vergrößerungsfunktion der Handykameras zu Hilfe zu nehmen.
Winter, Jörn: Werbetext ist nicht gleich Werbetext, in: Winter, Jörn (Hg.): Handbuch Werbetext. Von guten Ideen, erfolgreichen Strategien und treffenden Worten, Frankfurt a. M. 2003, S. 159–164.