L: 115 cm, H: 70 cm, B: 42 cm
Material/Technik:Holz, bemalt
Beschreibung zu diesem Beispiel
Das Schaukelpferd ist sehr eng mit dem biedermeierlichen Brauch verbunden, Kindern, besonders zu Weihnachten, Spielzeug zu schenken. Das Objekt passt zur Etablierung einer privaten, familiären Sphäre als Rückzugsort aus der Öffentlichkeit. Das ist typisch für die Zeit des Biedermeier, in der hohe Kirchenfeste wie Weihnachten verstärkt als Familienfeste gefeiert wurden. Kinderspielzeuge wie das Schaukelpferd zeugen auch vor dem Hintergrund der pädagogischen Reformen der Aufklärungszeit von der gesteigerten Bedeutung der Kindererziehung in der bürgerlichen Familie. Dabei wurde häufig verdrängt, dass solche Produkte in Fabriken durch Kinder hergestellt wurden.
Literatur zum Thema Schaukelpferd
Metz-Becker, Marita: Schaukelpferd und Schnürkorsett – Kindheit um 1800, Marburg 2002, S. 9–11, 80–95.
Mullins, Patricia: The Rocking Horse: A History of Moving Toy Horses, London 1992, S. 24–39.
Die Teilnehmer*innen prägen sich innerhalb kurzer Zeit möglichst viele Einzelheiten eines Objekts ein und tragen dann außer Sichtweite des Exponats die erinnerten Details zusammen.
Hilfreich ist beispielsweise, sich eine kleine Geschichte zum Dargestellten auszudenken. Gemeinsam in der Gruppe oder mit einem*einer Partner*in wird dann versucht, möglichst viele Einzelheiten zu erinnern, ohne das Ausstellungsstück im Blick zu haben (ggf. schriftlich). Die Methode schult das genaue Hinsehen und eröffnet durch den spielerischen Charakter einen motivierenden Zugang zum Objekt. Eine Variante ist die Durchführung als Wettbewerb.
Gemeinsam betrachten die Teilnehmer*innen das Objekt Schaukelpferd intensiv für etwa 30 Sekunden. Danach besprechen oder schreiben sie in kleinen Gruppen auf, was sich ihnen in der kurzen Zeit besonders eingeprägt hat. Die Ergebnisse werden anschließend in der Gruppe zur Diskussion gestellt. Damit können erste Eindrücke zum Objekt verarbeitet werden.
Czech, Alfred: Kunstspiele. Spielend Kunst verstehen lernen. Für Kinder und Erwachsene, Schwalbach 2012, S. 159–161.
Die Teilnehmer*innen verfassen einen Text, der das Exponat emotionalisierend anpreist und für den*die Betrachter*in attraktiv macht.
Werbetexte werden z. B. in Prospekten, Flyern oder Anzeigen verwendet. Sie sollen die Adressaten emotional erreichen, um sie ins Museum zu locken, und dabei auch einzelne Informationen anbieten; der emotionale Anteil überwiegt. Sie sind folgendermaßen aufgebaut:
- emotional aufgeladene, „sprechende“ Überschrift = Schlagzeile,
- maximal 7 kurze Sätze, die das Exponat beschreiben und anpreisen, gerne auch mit Fragen, dabei möglichst Füllwörter und Hilfsverben vermeiden.
Anschließend lesen die Teilnehmer*innen die Texte laut vor. Dabei präsentieren sie das Exponat von seiner „Schokoladenseite“.
Die Teilnehmer*innen verfassen einen kurzen Werbetext, in dem Besonderheiten wie formschöne Details oder hochwertiges Herstellungsmaterial sowie andere Vorzüge des Objekts betont werden. Dabei richtet sich der Text v. a. an potentielle Käufer*innen wie z. B. reiche Familien der Oberschicht aus der Entstehungszeit des Schaukelpferdes.
Winter, Jörn: Werbetext ist nicht gleich Werbetext, in: Winter, Jörn (Hg.): Handbuch Werbetext. Von guten Ideen, erfolgreichen Strategien und treffenden Worten, Frankfurt a. M. 2003, S. 159–164.
Museumsobjekte werden mit Hilfe weiterer Exponate oder geeigneter Zusatzmaterialien in ihren ursprünglichen kulturellen oder alltagsgeschichtlichen Zusammenhang gebracht.
Viele Exponate sind ihres ursprünglichen Zusammenhangs beraubt und bleiben für den*die Betrachter*in abstrakt. Der Kontext, die Funktion o. Ä., ist aber für das Verständnis des Objekts wesentlich. Ziel ist es, diese Objekte mittels geeigneter Exponate oder didaktischer Materialien (Abbildungen, Vergleichsobjekte, haptische Gegenstände ...) wieder in ihren ursprünglichen Kontext zu rücken. Eventuell lassen sich Museumsexponate in einem anschließenden Stadtrundgang im originalen Kontext verorten.
Den allermeisten Besucher*innen ist das Schaukelpferd als Spielzeug bekannt. Bereits im 17. Jh. gab es Schaukelpferde in Adelsfamilien, bekannt ist z. B. das von Karl I. von England. Besondere Bedeutung erhielt das Schaukelpferd jedoch im 19. Jh. in der Biedermeierzeit: Die Schaukelpferde wurden immer stärker zu bürgerlichen Statussymbolen. Mithilfe von anderen Objekten, aus dieser Zeit wie z. B. Möbeln, die mit dem Schaukelpferd ausgestellt sind, oder entsprechenden Abbildungen kann der*die Vermittler*in den historischen Zusammenhang rekonstruieren.
Bauereiß, Michael: Vom Museum in den Stadtraum, in: Czech, Alfred/Kirmeier, Josef/Sgoff, Brigitte (Hg.): Museumspädagogik. Ein Handbuch. Grundlagen und Hilfen für die Praxis, Schwalbach/Ts. 2014, S. 282–286.
Die Teilnehmer*innen vergleichen und recherchieren Funktionen von Objekten in verschiedenen Epochen und präsentieren ihre Ergebnisse.
Sie lernen maximal fünf Exponate kennen. Durch Recherche, Vergleiche und Brainstorming ermitteln die Teilnehmer*innen die ursprüngliche Funktion der Objekte. Gleichzeitig machen sie sich Gedanken darüber, ob ähnliche Objekte heute in gleicher Weise genutzt werden. So werden Unterschiede der Kulturen klar, aber auch Gemeinsamkeiten deutlich. Kleinere Kinder halten ihre Ideen zeichnerisch fest, Ältere präsentieren ihre Ergebnisse auf Tafeln und als Kurzvortrag.
Schaukelpferde sind Kindern und auch Jugendlichen aus dem eigenen Kinderzimmer, zumindest aber von Spielplätzen her bekannt. Durch den Vergleich eines historischen Schaukelpferdes mit Abbildungen von aktuelleren Exemplaren, welche der*die Vermittler*in mitbringen kann, entsteht eine Verbindung zur Lebenswelt der Teilnehmer*innen. Unterschiede zwischen historischen und modernen Schaukelpferden hinsichtlich Material, Funktion, Handhabung oder Herstellung können thematisiert werden.
Czech, Alfred: Methodische Vielfalt in der personalen Vermittlung, in: Czech, Alfred/Kirmeier, Josef/Sgoff, Brigitte (Hg.): Museumspädagogik - Ein Handbuch. Grundlagen und Hilfen für die Praxis, Schwalbach/Ts. 2014, S. 198–224, hier: S. 203 f.
Bundesverband Museumspädagogik: Methodensammlung Museen und Kindergärten, 2010, Nr. 7, https://www.museen-und-kindergaerten.de/methodenkartei/alle-methoden-auf-einen-klick/
Nettke, Tobias: Personale Vermittlung in Museen. Merkmale, Ansätze, Formate und Methoden, in: Commandeur, Beatrix u.a. (Hg.), Handbuch Museumspädagogik. Kulturelle Bildung in Museen, München 2016, S. 173–183, hier: S. 174–175.