Eisen, Leder
Beschreibung zu diesem Beispiel
Der um 1530 in Nürnberg angefertigte Feldküriss besteht aus vernieteten Stahlplatten, die mit Lederriemen zusammengehalten und verstärkt werden. Notwendig wurde die Entwicklung dieser „Plattenharnisch“ genannten Schutzkleidung für Ritter, als das Kettenhemd ab dem 13. Jh. keinen Schutz mehr gegen die Durchschlagkraft weiterentwickelter Waffen, wie der Armbrust, bot. Um die Beweglichkeit der Gelenke des Trägers zu gewährleisten, sind an den entsprechenden Stellen der Rüstung überlappende Metallschienen eingearbeitet. Die Sitzpartie ist ausgespart, weil der Ritter die Rüstung auf einem Pferd trug. Zum Harnisch gehören: ein Helm mit einem Visier, ein Rüsthaken, der das Tragen der Lanze erleichterte, schützende Brechränder am Halsbereich und eine Schamkapsel, die sowohl als Genitalschutz diente als auch dem damaligen Modetrend entsprach. Hergestellt wurde er von einem sog. Plattner.
Literatur zum Thema Plattenharnisch
Funcken, Liliane/Funcken, Fred: Historische Waffen und Rüstungen. Ritter und Landsknechte vom 8. bis 16. Jahrhundert, München 2018, S. 13–43, 140–156, 164, 257–274.
Barnes, Ian, Der große historische Atlas der Ritter und Burgen, Wien 2008, S. 147–161.
Krause, Stefan (Hg.): Freydal. Medieval Games, The Book of Tournaments of Emperor Maximilian I. - Das Turnierbuch des Kaisers Maximilian I. - Le livre des tournois de l'Empereur Maximilien I., Nachdruck der Ausgabe von 1515, Köln 2019.
Passende IMPULSE anzeigen
Die Teilnehmer*innen stellen abwechselnd Fragen an das Exponat.
Hier geht es nicht um Antworten, sondern nur um Fragen. Die Teilnehmer*innen stellen so lange Fragen, bis ihre Fantasie erschöpft ist. Am Anfang sind daher Exponate hilfreich, die provokativ wirken und unmittelbar Fragen anstoßen. Der*die Vermittler*in beantwortet die gestellten Fragen oder leitet sie an die Gruppe weiter.
Variante: Der*die Vermittler*in stellt die Fragen, und die Teilnehmer*innen überlegen sich Antworten. Die Fragen werden abschließend z. B. in einer Wandzeitung festgehalten. Die Teilnehmer*innen schreiben ihre Fragen auf Karteikarten auf und befestigen diese an einer Stellwand.
Durch Fragen nähern sich die Teilnehmer*innen dem Exponat an. Diese könnten z. B. lauten: Aus welchem Material ist der Harnisch? Wie wurde er angefertigt und von wem? Wie viel kostete eine Rüstung? Wer konnte sie kaufen? Wie viel wiegt der Feldküriss? Konnte der Ritter mit der Rüstung gehen? Warum fehlt der Rüstung das Hinterteil? Wozu dient der Haken? Trug der Ritter noch etwas über/unter der Rüstung? Konnte der Ritter die Rüstung alleine anziehen? Woher wusste man, welcher Ritter sich unter dem Harnisch verbarg? Der*die Vermittler*in beantwortet die Fragen stellvertretend für das Exponat.
Czech, Alfred/Kirmeier, Josef/Sgoff, Brigitte (Hg.): Museumspädagogik – Ein Handbuch. Grundlagen und Hilfen für die Praxis, Schwalbach/Ts. 2014, S. 204.
Materialproben ermöglichen es, Materialeigenschaften eines Exponats zu erkunden.
Die Proben machen das Exponat erfahrbar, da in der Regel aus konservatorischen Gründen Museumsobjekte nicht berührt werden dürfen. Erhalten die Teilnehmer*innen Materialproben in die Hand, erleben sie haptisch Materialeigenschaften wie Oberflächenstruktur, Härte, Form, Gewicht oder auch Klang eines Materials. Der Einsatz von mehreren Materialproben ist sinnvoll, um im Vergleich besondere Eigenschaften und Unterschiede noch deutlicher zu erkennen. Auch bildlich dargestellte Materialien werden durch reale Materialproben „begreifbar“.
Da der Plattenharnisch im Museum nicht berührt werden darf, bietet es sich an, eine kleine polierte Eisenplatte mitzubringen, um den Teilnehmer*innen einen haptischen Eindruck des Materials zu geben. Im Idealfall zeigt der*die Vermittler*in zwei übereinander befestigte und bewegliche Eisenplatten, um zu demonstrieren, wie die Rüstung an den Gelenken des Trägers bzw. das Visier des Helmes bewegt werden konnte.
Busse, Klaus-Peter: Bildumgangsspiele: Kunst unterrichten, Dortmund 2004, S. 87.
Seitz, Rudolf: Phantasie & Kreativität. Ein Spiel-, Nachdenk- und Anregungsbuch, München 1998, S. 56.
Bezirk Oberfranken (Hg.): Musbi. Museum bildet. Methodenkärtchen, Bayreuth 2014.
Bundesverband Museumspädagogik: Methodensammlung Museen und Kindergärten, 2010, Nr. 37, 47, 66, https://www.museen-und-kindergaerten.de/methodenkartei/alle-methoden-auf-einen-klick/
Die Teilnehmer*innen stellen Personen und/oder Handlungen in einem kurzen Stegreifspiel oder in einem nach festen Spielregeln geplanten Rollenspiel szenisch dar.
Dabei schlüpfen sie in unterschiedliche Rollen (Schauspieler*innen, Publikum, ggf. Regieführer*innen) und fühlen sich in verschiedene Charaktere ein. Ein guter Ausgangspunkt kann das Nachstellen sein. Der*die Vermittler*in unterstützt sie durch „Regiehilfen“ indem er/sie spielerische Impulse gibt, oder durch Fantasie-/Bewegungsspiele, die eine Rollenidentifikation fördern. Gespielt wird dialogisch oder pantomimisch, alternativ übernimmt eine Person die Rolle eines Erzählers/einer Erzählerin. Weitere Methoden (Kreatives Schreiben, Filmstill) ermöglichen darüber hinaus Zugänge zu Charakteren und Handlungen.
Am Ende der (erfolgreichen) Ausbildung eines Knappen stand der Ritterschlag. Als Abschluss der Sequenz am Feldküriss können die Teilnehmer*innen zum Ritter geschlagen werden. Als Schwert eignet sich im einfachsten Fall eine Papierrolle. Dabei kann der*die Vermittler*in die Rolle des/der Fürsten*in oder ranghöheren Ritters übernehmen. Alternativ können auch Zweiergruppen mit jeweils einem/einer „Ritterbewerber*in“ und einem/einer Fürsten*in gebildet werden.
Czech, Alfred/Kirmeier, Josef/Sgoff, Brigitte (Hg): Museumspädagogik. Ein Handbuch. Grundlagen und Hilfen für die Praxis, Schwalbach/Ts. 2014, S. 215–216.
Wagner, Ernst/Czech, Alfred: Methoden der Annäherung an Museumsobjekte, in: Kunst + Unterricht, Heft 323/324 (2008), S. 45, 53.
Wagner, Ernst/Dreykorn, Monika (Hg): Museum - Schule - Bildung. Aktuelle Diskurse - Innovative Modelle - Erprobte Methoden, München 2007, S. 187.
Bertscheid, Ralf: Bilder werden Erlebnisse. Mitreißende Methoden zur aktiven Bildbetrachtung in Schule und Museum, Mülheim a. d. Ruhr 2001.
Bundesverband Museumspädagogik: Methodensammlung Museen und Kindergärten, 2010, Nr. 63, https://www.museen-und-kindergaerten.de/methodenkartei/alle-methoden-auf-einen-klick/
http://www.ulrichbaer.de/files/Methodenblaetter-Museumspaedagogik.pdf, S. 4.
http://methodenpool.uni-koeln.de/szenisch/frameset_szenisch.html
http://methodenpool.uni-koeln.de/rollenspiel/frameset_rollenspiel.html
Die Fantasiereise (in ein Bild, in eine bestimmte Epoche...) ruft in den Köpfen der Teilnehmer*innen Bilder hervor und spricht deren eigene Fantasie an.
Durch diese Bilder erscheinen Kunst und vergangene Kulturen lebendiger. Der*die Vermittler*in trägt entweder einen vorbereiteten Text vor oder führt spontan in die Reise ein. Der Text sollte lebendig und bildreich sein, um in den Zuhörern/Zuhörerinnen ausdrucksvolle Bilder entstehen zu lassen. Der Zeitgeist einer Epoche oder einer Kultur wird so ebenfalls nachvollziehbar. Dabei entsteht eine Stimmung, die durch Düfte, Geräusche oder leise Musik unterstützt werden kann.
Der*die Vermittler*in versetzt die Teilnehmer*innen in die Welt des Ritterturniers, indem er/sie eine fiktive Situation beschreibt. Dabei helfen folgende Leitfragen: Wie riecht es auf dem Turnierplatz? Wer kämpft gegen wen? Wie heißen die Ritter, wie sind sie gekleidet? Was für eine Rüstung und welche Wappen tragen sie? Werden sie angefeuert und kämpfen sie zu Ehren eines Burgfräuleins? Wer sind die Zuschauer*innen? Wie sehen diese aus und von wo aus sehen sie zu? Gibt es einen besonders mutigen Ritter? Wer gewinnt und was erhält er als Preis?
Bertscheit, Ralf: Bilder werden Erlebnisse. Mitreißende Methoden zur aktiven Bildbetrachtung in Schule und Museum, Mülheim a. d. Ruhr 2001, S. 58.
Adams, Stefan: Neue Fantasiereisen. Entspannende Übungen für Jugendarbeit und Erwachsenenbildung, München 2004, S. 11–18.
Cremer, Claudia u. a.: Fenster zur Kunst. Ideen für kreative Museumsbesuche, Berlin 1996, S. 49–52.