Bildmaß L: 50 cm, B: 41 cm, Rahmenmaß L: 55 cm, B: 46 cm
Material/Technik:Öl auf Glas
Beschreibung zu diesem Beispiel
Das Gemälde „Steigen im Kreis“ von Erich Buchholz, Maler, Grafiker, Bildhauer, Raumgestalter der deutschen Avantgarde des ersten Viertels des 20. Jhs. ist an den Konstruktivismus angelehnt. Es entstand als erstes einer Reihe von Hinterglasbildern innerhalb des Frühwerks des Künstlers. Im Zentrum stehen zwei Kreise, ein kleiner in reinem Rot und ein großer Kreis, ausgemalt mit Rosatönen. Weiterhin strukturieren vornehmlich verschieden große Rechteckflächen, Quadrate und L-Formen den Bildraum. Die kleinteilige, lebhafte Komposition zeigt eine Farbgebung die von Primär-, Pastellfarben über Weiß, Schwarz zu Dunkelgrün und -blau, Braun reicht. Formüberlagerungen und Verzahnung erzeugen die visuelle Wahrnehmung verschiedener Ebenen, die Raumperspektive andeuten. Die Kreisform fungiert als Ruhepol, scheint zu schweben. Die überlagernden Vierecke suggerieren eine ansteigende diagonale Bewegung.
Literatur zum Thema Konstruktivistische Malerei
Hoffmann, Tobias (Hg.): Die Idee Konkret. Konkrete Kunst als ideengeschichtliche Entwicklung, Köln 2012, S. 19–30.
Ilk, Michael (Hg.): Erich Buchholz. 1891–1972. Catalogue Raisonné, Neustadt a. W. 2013, S. 13–35, S. 49, S. 67–396.
Wiesenmayer, Ingrid: Ein Überblick über das Gesamtwerk von Erich Buchholz, in: Erich Buchholz. Graphik. Malerei. Relief. Architektur. Typographie, Köln 1998, S. 8–51.
Wehrli, Ursus: Kunst aufräumen, Königstein i. Ts. 2004, S. 6–7, S. 24–25.
Eine Bildvorlage oder ein Thema werden in einzelne Bildteile zerlegt und von den Teilnehmer*innen wieder zum großen Ganzen zusammengefügt.
Sie erhalten Puzzlestücke eines Gesamtbildes (Kunstwerk, Exponat, Objektgruppe) und setzen diese zusammen. Der Schwierigkeitsgrad kann durch die Größe und Auswahl des Bildausschnittes oder das Zurverfügungstellen einer Vorlage verändert werden. Die Methode kann auch als Gruppenpuzzle durchgeführt werden: Hier wird ein größeres Thema in einzelne Puzzlestücke (Teilthemen) zerteilt, diese von Kleingruppen bearbeitet und anschließend wieder zu einem Gesamtbild zusammengefügt.
Die Teilnehmer*innen setzen Puzzlestücke des Kunstwerks in Zweierteams zusammen. Die Teile werden hierbei nicht willkürlich erstellt. Je nach Komplexität der Komposition wird die Bildvorlage systematisch gemäß der geometrischen Formen zerlegt. Beim kleinteiligen Gemäldebeispiel von Erich Buchholz etwa würde man Formgruppierungen zusammenfassen und an ihren Konturen entlang ausschneiden. Eine konstruktivistische oder konkrete Arbeit mit wenigen, größeren Strukturen dagegen zergliedert man in die Hauptformen. So erkennen die Teilnehmer*innen während des Zusammenfügens den Bildaufbau.
Czech, Alfred: Methodische Vielfalt in der personalen Museumsvermittlung, in: Czech, Alfred/Kirmeier, Josef/Sgoff, Brigitte (Hg.): Museumspädagogik. Ein Handbuch. Grundlagen und Hilfen für die Praxis, Schwalbach/Ts. 2014, S. 198–224, hier: S. 206 f.
Wenzel Birgit: Kreative und innovative Methoden. Geschichtsunterricht einmal anders, 5. Auflage, Schwalbach/Ts. 2014, S. 114–121.
Die Teilnehmer*innen erzählen die Geschichte in Ausstellungstexten, Bildunterschriften oder mündlich um oder weiter.
Grundlage hierfür ist das Recherchieren der Fakten und narrativen Aussagen des Exponates (z. B. Auswirkungen von Katastrophen, Erfindungen, Karrieren, Vorgeschichte des Exponats).
Die Erzählung kann mündlich oder schriftlich in Form von Ausstellungstexten geschehen. Wichtig ist hierbei, dass die Teilnehmer*innen bewusst zwischen Fakten und Fiktion unterscheiden.
Der*die Vermittler*in beginnt eine Fantasiegeschichte zu erzählen, die bewusst nicht auf Fakten über das Kunstwerk, sondern nur auf dem geometrisch-abstrakten Bildinhalt beruht. Die Teilnehmer*innen werden aufgefordert, entweder spontan mündlich oder in Zweierteams schriftlich, die Geschichte in ein bis zwei Sätzen weiter auszuführen. Zum Bildbeispiel „Steigen im Kreis“ könnte der Anfang wie folgt lauten: „Der große, rosa Kreis wird in der Früh vom hellen Sonnenlicht geweckt, steht auf und macht sich auf den Weg zu einem Spaziergang. Plötzlich begegnen ihm drei weiße Rechtecke! ...“
Pandel, Hans-Jürgen: Erzählen, in: Mayer, Ulrich/Pandel, Hans-Jürgen/Schneider, Gerhard (Hg.): Handbuch Methoden im Geschichtsunterricht, Schwalbach/Ts. 2004, S. 408–424.
Die Teilnehmer*innen verbinden blind ausgewählte Alltagsgegenstände mit beliebigen Exponaten. Individuelle Gedanken, Vorstellungen und Bezüge leiten diesen Prozess.
In einem mit einem Tuch verdeckten Korb befinden sich Alltagsgegenstände wie etwa eine Kartoffel oder ein Schlüsselbund. Es sollten mehr Gegenstände im Korb sein als Teilnehmer*innen. Alle nehmen „blind” je einen Gegenstand. Zu diesem wählen sie ein Exponat, das ihrer Meinung nach besonders gut zu ihrem Objekt passt. Vor der Gruppe stellen sie dar, welche persönlichen Assoziationen und Bezüge sie zwischen Gegenstand und Exponat hergestellt haben. Bezüge können sich u. a. zum Material, zur Technik oder zum Thema ergeben. Ähnlich funktionieren „Entdecker-Boxen” oder „Magnetische Gegenstände”.
Optimal ist die Betrachtung von mehreren geometrischen, formal einfachen Gemälden. Jede*r Teilnehmer*in erzählt eine kurze Geschichte zu dem von ihm/ihr ausgewählten Gegenstand aus dem Korb. Die individuelle Verknüpfung von Gegenstand und Exponat regt kreatives Denken an, eigene Standpunkte werden vertreten. Die Wechselwirkungen zwischen persönlichem Erleben, Wahrnehmung und Bildgestaltung werden deutlich.
Czech, Alfred: Methodische Vielfalt in der personalen Museumsvermittlung, in: Czech, Alfred/Kirmeier, Josef/Sgoff, Brigitte (Hg.): Museumspädagogik – Ein Handbuch. Grundlagen und Hilfen für die Praxis, Schwalbach/Ts. 2014. S. 198–224, hier S. 208.
Hildebrand, Heiderose: Was ist am Chinesischen Korb chinesisch? Eine gute Frage, in: Kunst + Unterricht 253/2001, S. 11 f.
Kirschenmann, Johannes/Schulz, Frank: Bilder erleben und verstehen. Einführung in die Kunstrezeption, Leipzig 1999, hier S. 45.
Die Teilnehmer*innen bearbeiten Reproduktionen eines Exponats, um zu verstehen, wie einzelne Bestandteile zusammenwirken. Im Ergebnis entstehen Manipulationen oder Verfremdungen.
Dekonstruktives Handeln beinhaltet Übermalen, Zerschneiden, Überkleben, plastische Umwandlungen oder digitales Bearbeiten von Abbildungen und Modellen. Die Darstellungen können mit aktuellen Bildern z. B. aus Zeitschriften o. Ä. verbunden werden oder in andere soziale Umgebungen, wie ein anderes Jh. oder ein anderes Land, versetzt werden. Besonders in der Arbeit mit Kindern empfiehlt es sich, zentrale Bildmotive oder abstrakte Elemente als gegebenen Bausatz vor dem Original auszubreiten. Die Kinder können die Elemente dann verschieben, vertauschen, entfernen oder hinzufügen.
Die Teilnehmer*innen führen eine Bestandsaufnahme der Formen und Farben im Bild durch. Zunächst werden die geometrischen Flächen mittels Konturen nachgezeichnet. Je nach Komplexität des Bildaufbaus werden im Folgenden Formwiederholungen und die diversen Farben (mit Buntstiften) festgehalten. Als Variante werden Papierformen zur Auswahl bereitgestellt, mit deren Hilfe die Teilnehmer*innen die Bildstrukturen aufgliedern (s. Wehrli: „Kunst aufräumen“). Dann entdeckt die gesamte Gruppe gemeinsam im Gespräch Gestaltgesetze, z. B.: Wir nehmen trotz Überlagerungen geschlossene Formen wahr.
Czech, Alfred: Geschichte in Kunst dechiffrieren. Bilder der Wirklichkeit - Wirklichkeit der Bilder, in: GWU 68 (2017), 1–2, S. 75–87, hier S. 85.
Czech, Alfred: Methodische Vielfalt in der personalen Museumsvermittlung, in: Czech, Alfred/Kirmeier, Josef/Sgoff, Brigitte (Hg.): Museumspädagogik - Ein Handbuch. Grundlagen und Hilfen für die Praxis, Schwalbach/Ts. 2014, S. 198–224, hier S. 213.
Kirschenmann, Johannes/Schulz, Frank: Bilder erleben und verstehen. Einführung in die Kunstrezeption, Leipzig 1999, S. 45–47, hier S. 46.
Farbkarten dienen dazu, die verschiedenen Farben an Exponaten zu suchen, zu benennen und zu charakterisieren.
Mithilfe von Farbkarten rückt die Farbgestaltung von Exponaten oder auch einzelner Ausschnitte von Exponaten in den Mittelpunkt der Betrachtung. Die Teilnehmer*innen benennen beispielsweise die für sie auffälligsten Farben und bezeichnen sie mit möglichst treffenden Ausdrücken. Farbnuancen z. B. von Wasser, Himmel oder Wald werden besonders deutlich. Weiterführend bietet sich an, Farben anzumischen, zu beschreiben oder in Musik umzusetzen.
Konstruktivistische Malerei bietet meist eine reduzierte und eindeutige Farbpalette. Es empfiehlt sich, diese Methode erst ab mindestens 5–10 Bildfarben anzuwenden. Die Farbkarten werden an die einzelnen Teilnehmer*innen oder an Zweierteams verteilt. Nach dem Zuordnen und Benennen der Farben werden alle Karten von der gesamten Gruppe nach Helligkeit und Leuchtkraft sortiert. Der entstandene Farbfächer lässt die für die Komposition maßgebenden Kontraste und Farbwirkungen erkennen. Ergänzend könnte jede Bildfarbe mit einem Xylophon oder Percussion-Instrumenten vertont werden.
Bundesverband Museumspädagogik: Methodensammlung Museen und Kindergärten, 2010, Nr. 21, https://www.museen-und-kindergaerten.de/methodenkartei/alle-methoden-auf-einen-klick/
Czech, Alfred: Kunstspiele. Spielend Kunst verstehen lernen, für Kinder und Erwachsene, Schmalbach/Ts. 2012, S. 98–110, hier S. 99.
Die Teilnehmer*innen suchen am Exponat Spuren, die über Herstellungsprozess, Alterung, Anstückelung, Beschneidung, Neufassung, Änderungen, Schäden oder Restaurierung berichten.
Je nach Exponat wird vorsichtig der Abstand verkleinert oder auch nur die Aufmerksamkeit gelenkt. Die Teilnehmer*innen nehmen so das Exponat sehr genau wahr und erleben es in einer Authentizität, die eine Abbildung oft nicht leisten kann. Interdisziplinäre Fragestellungen und damit unterschiedlichste Interessen werden angesprochen, wesentliche Fragen der primären Fachdisziplin eröffnet.
Die Teilnehmer*innen nähern sich dem Original und erkunden die offensichtlichen Details der Maltechnik, den Pinselduktus, den geometrischen Bildaufbau und die Auffälligkeiten. Im Gemälde von Erich Buchholz könnten die Betrachter*innen beispielsweise die Hinterglasmalerei, die teilweise ineinander gemalten Farbtöne, das besonders leuchtende Rot oder die zwei Minikreise entdecken. Abschließend fragt der*die Vermittler*in nach Unterschieden in der Wahrnehmung von Weitem und von Nahem.
Brosch, Astrid: Kunst inspiriert! Berufliche Schulen in der Alten Pinakothek, in: Museums-Pädagogisches Zentrum (Hg.): Berufliche Schulen im Museum. Grundlagen, Inhalte, Methoden, München 2006, S. 50–54.
Die Teilnehmer*innen verlinken das Exponat mit #s, so als ob sie ein Foto auf Instagram posten würden. Dies führt zum Verstehen des Exponats aus der Position der Teilnehmer*innen.
Denn sie werden in ihrer Welt der Social Media abgeholt. Das Wichtigste beim Posten bzw. fiktiven Posten eines Exponatfotos auf Instagram ist das Verlinken des Dargestellten mit #, Stichworten. Jeder # entspricht einer Rubrik vieler Fotos. So erreicht man Aufmerksamkeit und Interessierte, die dann das eigene Foto liken. Das bedeutet, der # definiert die Verbindung zu den anderen. Die Wortfindung sagt viel über die Teilnehmer*innen aus: Was ist ihnen wichtig, wie sehen sie persönlich den Kontext des Bildes, wie verstehen sie, was dargestellt ist, etc.
Die Begrifflichkeiten der eigenen Lebenswelt führen die Teilnehmer*innen an die Formensprache der Konstruktivistischen Malerei heran. Zweier- oder Dreiergruppen haben fünf Minuten Zeit, fiktiv ein Foto des Gemäldes auf Instagram zu posten und es mit #s zu verlinken. Anschließend werden die #-Stichpunkte in der gesamten Gruppe vorgestellt und im Hinblick auf folgende exemplarische Fragen diskutiert: „Wie wirken bestimmte Farben auf uns?“ „Warum sehen wir in zweidimensionalen Bildern eine räumliche Perspektive?“ „Welche Vorteile bringt das Betrachten von geometrischer Kunst für uns?“
Die Teilnehmer*innen erschließen sich den Aufbau von Objekten, durch
Ertasten und Anordnen von Modellteilen.
Der*die Vermittler*in stellt ein Modell eines 2-D- oder 3-D- Exponats bereit. So können die Teilnehmer*innen z. B. die Komposition eines Gemäldes, eine Fassade, einfache biologische Modelle usw. durch Abtasten als Ganzes erfahren. Wenn das Modell aus Einzelteilen besteht zerlegen sie es in separate Elemente und bringen es wieder in die ursprüngliche Form bzw. als Variante in eine neue Form. Die mathematische, gestalterische Idee oder das funktionale Gefüge wird barrierefrei begreiflich. Ideal ist die kostengünstige Herstellung mehrerer Modelle. Diverse Oberflächen können Farbgebungen anzeigen.
Die Teilnehmer*innen erfassen mittels Ertasten eines Modells vom Werk den Bildaufbau: die vermeintlich verschiedenen Ebenen, Formgruppierungen, einzelne geometrische Formen. Ferner können zentrale Strukturen, wie im gezeigten Beispiel der große Kreis oder der kleine leuchtend rote Kreis im Ganzen herausnehmbar sein. Phänomene der Gestaltpsychologie, Farbwirkungen, welche der*die Künstler*in gezielt einsetzt, können somit nachvollzogen werden.
Deutscher Museumsbund e. V., Bundesverband Museumspädagogik e. V. und Bundeskompetenzzentrum Barrierefreiheit e. V. (Hg.): Das inklusive Museum. Ein Leitfaden zu Barrierefreiheit und Inklusion, Berlin 2013, S. 44–45.
Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e. V. (Hg.): Museen blinden- und sehbehindertengerecht gestalten, Berlin 2019, S. 25–32.
https://www.mathematikum.de/besucherinfos/barrierefreiheit
https://www.museen-und-kindergaerten.de/methodenkartei/alle-methoden-auf-einen-klick/