B: 175 cm, H: 102 cm, T: 50,5 cm
Material/Technik:Eichenholzkern; Eckbeschläge und Randleisten: ins Gesenk geschlagenes bzw. gegossenes Silber, z.T. gesägt; Appliken: vergoldetes Kupfer; Malerei auf der Bodenunterseite: wahrscheinlich Tempera
Beschreibung zu diesem Beispiel
Der Heiltumsschrein ist das Reliquiar für die Reichsheiltümer – also die Reliquien, die zu den Reichskleinodien gehörten. Sie wurden der Stadt Nürnberg 1424 von Kaiser Sigismund zur Verwahrung übergeben.
Um die Reliquien vor Diebstahl zu sichern, hing der Heiltumsschrein an der Decke der Nürnberger Heilig-Geist-Kirche. Aus der Kirche wurden die Reichskleinodien nur zu Krönungen und den Heiltumsweisungen geholt, die bis zur Reformation jährlich auf dem Nürnberger Hauptmarkt stattfanden.
1796 wurden sie vor der anrückenden französischen Revolutionsarmee in Sicherheit gebracht. Heute sind sie in der Schatzkammer der Hofburg in Wien ausgestellt.
Der Heiltumsschrein kam 1861 in das Germanische Nationalmuseum, das einige Jahre zuvor gegründet worden war. Hier symbolisiert das Reliquiar die Verbindung von Kaiser und Reich, Kirche und Stadt.
Literatur zum Thema Reliquienschrein
Hess, Daniel: Kaiser und Reich, in: Kregeloh, Anja/Zander-Seidel, Jutta (Hg.): Geschichtsbilder. Die Gründung des Germanischen Nationalmuseums und das Mittelalter. Die Schausammlungen des Germanischen Nationalmuseums, Bd. 4, Nürnberg 2014, S. 249–261, hier S. 253 f.
Kahsnitz, Rainer: Der Heiltumsschrein, das letzte originale Erinnerungsstück an die Reichskleinodien in Nürnberg, in: Nürnberger Altstadtberichte Nr. 16, 1991, S. 29–38.
Die Teilnehmer*innen richten beliebige Fragen an ein Ausstellungsobjekt. Der*die Vermittler*in antwortet darauf aus der Sicht des Objekts in Ich-Form.
Der*die Vermittler*in benötigt ein umfassendes Wissen über das Exponat. Denn die Interessen und Fragen der Teilnehmer*innen lenken dessen Erschließung. Sie bestimmen die thematischen Schwerpunkte, die Intensität und die Dauer des Gesprächs. Bei der Analyse von Kunstwerken oder Abbildungen, bietet sich eine Variante der Methode an: Der*die Vermittler*in kann, statt die Rolle eines Objektes zu übernehmen, als Künstler*in, Expert/in oder abgebildete Person auftreten.
Oft sprechen die Teilnehmer*innen das Objekt mit „du“ an. Dabei stellen sie klassische W-Fragen, z. B. nach dessen Funktion („Was befand sich in deinem Bauch?“). Vorwissen und Interesse der Teilnehmer*innen bedingen die Themen. Sie können grundlegend sein, wie die Definition einer Reliquie, oder komplex, wie die Rolle der Religion im Mittelalter.
Der Reliquienschrein ist ein schwieriges Exponat. Die Erschließung setzt ein hohes Abstraktionsniveau und gute Sprachkenntnisse voraus.
Czech, Alfred: Führung - Führungsgespräch - Gespräch, in: Wagner, Ernst/Dreykorn, Monika (Hg.): Museum - Schule - Bildung, München 2007, S. 161f.
Die Teilnehmer*innen schreiben einen eigenen Audioguide-Text zu einem Exponat, das sie zuvor in der Gruppe erschlossen haben.
Sie verfassen den Text zunächst in schriftlicher Form. Danach nehmen sie ihn mit Hilfe eines Computers oder eines MP3-Players als Hörtext auf.
Einige Hinweise erleichtern das Schreiben und Aufnehmen:
- Texte von max. 240 Wörtern schreiben
- das Exponat kurz beschreiben
- interessante, zusammenhängende Geschichte erzählen
- kurze, einfache Aktivsätze formulieren
- Alltagssprache verwenden
- Fachbegriffe vermeiden oder erklären
- passende Geräusche einbauen
- bei der Aufnahme langsam und deutlich sprechen
Im Anschluss hören die Teilnehmer*innen vor dem Exponat den Hörtext an.
Für ihren Text sollten die Teilnehmer*innen von der Beschreibung des Exponats und der Entschlüsselung der abgebildeten Bilder und Wappen ausgehen. Darauf aufbauend bietet es sich an, den ursprünglichen Aufbewahrungsort zu beschreiben. Zudem könnten die Teilnehmer*innen eine konkrete Szene schildern oder die Herstellung, die Nutzung, die Funktion, die Bedeutung sowie die Provenienz des Reliquienschreins erklären und in eine Geschichte einbetten.
Wenzel, Birgit: Kreative und innovative Methoden. Geschichtsunterricht einmal anders, Schwalbach/Ts. 2010, S. 40–46.
https://www.audiobeitraege.de/category/schreiben-fuers-hoeren/
https://www.tanjapraske.de/wissen/lehre/schreiben-fuers-hoeren-audioguides-und-apps/
Zu allen Buchstaben des ABC wird jeweils ein Begriff zu einem Objekt oder einer Objektgruppe notiert.
Die Teilnehmer*innen erhalten ein Blatt, auf dem untereinander alle Buchstaben des Alphabets stehen. In Einzel- oder Gruppenarbeit notieren sie in einer bestimmten Zeit zu einem Objekt oder einer Objektgruppe neben möglichst jedem Buchstaben einen Begriff, der mit dem jeweiligen Buchstaben beginnt. Dabei sollten vor allem Substantive und möglichst viele Fachbegriffe aufgeschrieben werden.
Um sicherzustellen, dass die vielfältigen, unterschiedlichen Themenbereiche, die der Reliquienschrein bietet, aufgegriffen werden, erstellen die Teilnehmer*innen in mehreren Kleingruppen oder einzeln ein „ABC“.
Für die abschließende Besprechung dieser „ABCs“ sollte ausreichend Zeit eingeplant werden. Diese Methode eignet sich besonders zur Wiederholung und Sicherung von diesem komplexen Exponat.
Wenzel, Birgit: Kreative und innovative Methoden. Geschichtsunterricht einmal anders, Schwalbach/Ts. 2010, S. 212–215.
Ein Elfchen ist ein Kurzgedicht in elf Wörtern, bei dem die Form vorgegeben ist.
Der Aufbau des Kurzgedichts ist: 1. Zeile =1 Wort, 2. Zeile = 2 Wörter, 3. Zeile = 3 Wörter, 4. Zeile = 4 Wörter, 5. Zeile = 1 Wort. Die Teilnehmer*innen füllen die Zeilen nach Belieben. Die Wörter können einen Satz bilden und sich reimen, müssen es aber nicht. Es darf sich eine rein assoziative Folge von Begriffen, Adjektiven usw. ergeben. Jede/r Teilnehmer*in schreibt für sich ein Elfchen und liest das Ergebnis der Gruppe vor. Dies kann zur Einführung in ein Thema, eine Ausstellung oder zu speziellen Exponaten erfolgen.
Für die verschiedenen Zeilen bietet es sich beim Reliquienschrein an, bestimmte Kategorien wie „Aussehen“, „Material“, „Gestaltung“, „Funktion“, „Nutzung“ oder „Bedeutung“ vorzugeben. Die Teilnehmer*innen tragen dazu je nach Vorgabe ein oder mehrere Wörter ein.
Die letzte Zeile und damit das letzte Wort dient der zusammenfassenden, persönlichen Bewertung.
Die Methode eignet sich vor allem als Abschluss zur Sicherung und Festigung des Erarbeiteten.
Cremer, Claudia/Drechsler, Michael/Mischon, Claus/Spall, Anna: Fenster zur Kunst. Ideen für kreative Museumsbesuche, Berlin 1996, S. 42–44.
Finke, Eva: Wenn ich schreibe... Potenziale Kreativen Schreibens, in: Standbein Spielbein. Museumspädagogik aktuell, Nr. 73, Dezember 2005, S. 4–7, hier: S. 7.
Erler-Striebel, Petra/Wenn, Anja: Kreatives Schreiben in der Staatlichen Kunsthalle in Karlsruhe, in: Standbein Spielbein. Museumspädagogik aktuell, Nr. 73, Dezember 2005, S. 21–23.
Die Details eines Exponates oder einer Objektgruppe werden analysiert und auf großformatigem Papier visuell beschrieben.
Die Teilnehmer*innen recherchieren über das Exponat oder die Objektgruppe. Anschließend werden die Ergebnisse in Form eines Plakates, also großformatig durch Text und Bild, dargestellt. Beim Beschreibungsplakat liegt der Fokus – im Gegensatz zum klassischen Plakat, das öffentlich ausgehängt eine Botschaft (Werbung, Aufruf o. Ä.) vermitteln soll – darauf, Funktionsweise oder Gesamtzusammenhang des dargestellten Exponates zu erklären.
Der*die Vermittler*in gibt den Teilnehmer*innen ausführliche Informationen und Bildmaterial zur Herstellung, Nutzung, Funktion und Bedeutung des Reliquienschreins.
Zum Abschluss sollten die Teilnehmer*innen ihr/e Beschreibungsplakat/e präsentieren.
Hinrichs, Carsten: Visualisieren, in: Günther-Arndt, Hilke (Hg.): Geschichts-Methodik. Handbuch für die Sekundarstufe I und II, 2. Aufl., Berlin 2012, S. 236–246.
Vom Fahndungsplakat inspiriert, dient der „Steckbrief“ zur Charakterisierung eines Exponats mit wenigen Begriffen.
Mithilfe von „Steckbriefen“ ermitteln die Teilnehmer*innen Fakten zu einem Objekt, einem*r Künstler*in, einem Thema, einer Abteilung des Museums. Um die „Steckbriefe“ ausfüllen zu können, untersuchen sie ein Exponat auf sein Aussehen und seine Gestaltungsmerkmale und benutzen das objektrelevante Informationsangebot im Museum (Objektbeschriftung, Saaltexte, Kataloge).
Die Teilnehmer*innen erfassen mit dem Steckbrief die relevanten Daten, Merkmale und Eigenschaften des Reliquienschreins, wie z. B. Material, Größe, Aussehen, Gestaltung etc.
Dreykorn, Monika: Methoden im Museum, in: Wagner, Ernst/Dreykorn, Monika (Hg.): Museum, Schule, Bildung: Aktuelle Diskurse, innovative Modelle, erprobte Methoden, München 2007, S. 169–179, hier: S. 173.
Die Teilnehmer*innen suchen in einem Text über ein zuvor behandeltes Exponat nach gezielt eingebauten Fehlern.
Sie suchen nach diesen Fehlern und korrigieren den Text. Anschließend werden die Fehler mit dem/der Vermittler*in besprochen. Durch das Einbauen von offensichtlicheren oder weniger offensichtlichen Fehlinformationen lässt sich das Niveau des Lügentextes variieren. Lügentexte können auch von einzelnen Teilnehmer*innen einer Gruppe entwickelt und anschließend von anderen Teilnehmer*innen verbessert werden. Die Korrektur des Textes kann als Wettbewerb zwischen mehreren Kleingruppen erfolgen.
Der*die Vermittler*in teilt verschiedene Lügentexte aus, die jeweils unterschiedliche Aspekte des Reliquienschreins, wie Material, Gestaltung, Nutzung, Funktion usw., behandeln. Anschließend besprechen die Teilnehmer*innen die Texte in der Gruppe.
Zu vorgegebenen Themen können Jugendliche in Kleingruppen eigene Lügentexte zum Reliquiar verfassen, die von anderen Teilnehmer*innen korrigiert werden.
Meyerhoff, Juliane/Brühl, Christoph: Fachwissen lebendig vermitteln. Das Methodenhandbuch für Trainer und Dozenten, 3. Aufl., Wiesbaden 2015, S. 194.